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Rezension:Die große Illusion - Arthaus Collection Französisches Kino (DVD)

Der vorliegende Film des Regisseurs Jean Renoir aus dem Jahre 1937 befasst sich mit dem Irrsinn des 1. Weltkrieges, ohne dabei Kriegshandlungen auf Schlachtfeldern zu zeigen.


Renoirs Absicht scheint zu sein auf die Klassenunterschiede bei der Behandlung von Kriegsgefangenen hinzuweisen, allerdings lässt er nicht unerwähnt, dass das deutsche Personal letztlich von sehr egoistischen Motiven angetrieben wird, wenn es akzeptiert, dass die französischen Offiziere aufgrund von Lebensmittelpaketen aus Frankreich es sich kulinarisch sehr gut gehen lassen.


So bleiben für das Personal größere Rationen aus der eigenen Küche übrig. Obschon es den französischen Offizieren in punkto Ernährung augenscheinlich ziemlich gut geht und sie durch die Gefangenschaft keiner Todesgefahr mehr ausgesetzt sind, versuchen sie stets auf neue zu fliehen, weil sie ihre Aufgabe darin sehen den sinnlosen Krieg schnellstens zu beenden. Sie möchten wieder ihren bürgerlichen Berufen nachgehen und in bürgerlicher Umgebung leben. Sie sind keine Berufssoldaten.

Thematisiert wird u.a. der Niedergang des Sonderstatus deutscher Adeliger beim Militär. Diese waren Berufssoldaten. Der Versuch eines deutschen adeligen Offiziers (Erich von Strohheim) mit einem französischen Offizier aus alter französischer Adelsfamilie aufgrund der aristokratischen Herkunft eine Sonderbeziehung zu unterhalten scheitert, weil der Franzose (Pierre Fresnay) sich seinen bürgerlichen, französischen Kameraden viel mehr verpflichtet fühlt als gegenüber einem anderen europäischen Adeligen.

Renoir gelingt es mit subtilen Mitteln klar herauszuarbeiten, dass der deutsche Adel im ersten Weltkrieg letztlich um seinen Status kämpfte, wissend, dass bei einer Kapitulation das Ende der Monarchie eingeläutet werden würde.

Französischen Adeligen wurden bereit 1789 ihre Privilegien genommen. Als Bürger unter Bürgern ging es ihnen im 1. Weltkrieg um die Verteidigung bürgerlicher Grundfreiheiten, so die Interpretation Renoirs, die ich keineswegs für blauäugig halte. Der französische adlige Offizier riskiert sein Leben für die Freiheit zweier anderer französischer Offiziere (Jean Gabin, Marcel Dailo). Diese fliehen zum Bodensee und gelangen unversehrt in die Schweiz.

Während ihrer Flucht finden sie Unterschlupf bei einer jungen deutschen Witwe, die mit ihrer Tochter auf einem entlegenen Bauernhof lebt. Renoir macht an den Szenen auf dem Bauernhof deutlich, dass Kriege stets wegen klarer Machtinteressen kleiner Cliquen geführt werden, die ihre Mitmenschen für ihre Zwecke instrumentalisieren. Feindschaften zwischen Völkern sind eine Farce, sie werden künstlich geschürt. Auf dem entlegenen Bauernhof gibt es keine Feindschaft, hier erfreut man sich des friedlichen Miteinanders.....

Friedliches Miteinander von Völkern bleibt eine große Illusion, solange sich Menschen für die Zwecke anderer instrumentalisieren lassen.

Renoir nennt seinen Film nicht von Ungefähr "Die große Illusion".

Empfehlenswert.

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