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Rezension:Welt am Draht-

Diesen Film von Rainer Maria Fassbinder aus dem Jahre 1973 habe ich vorgestern erstmals gesehen und im Grunde nur deshalb, weil eine gute Freundin mich immer warnt, dass ich mich in einer Welt am Draht aufhalte und dies irgendwie gefährlich sei.

"Die Welt am Draht" ist ein geflügeltes Wort, seit jenen Tagen, da Fassbinders Film in den Kinos zu sehen ist, bei dem es um ein Forschungsprojekt geht, eine Computersimulation, die eine virtuelle Welt mit künstlichen Menschen geschaffen hat. Ich sehe bewusst davon ab, die durchaus spannende Handlung nachzuerzählen, um die Spannung nicht zu mindern.

Die Gestaltung des Films und der Habitus von Fred Stiller (Klaus Löwitsch) erinnern mich an alte James-Bond-Streifen. Dabei wirken die Darsteller abgründig vorgestrig, aus heutiger Sicht jedenfalls. Das gilt besonders für die Barbie-Puppen-Frauen wie Barbara Valentin und im Hinblick auf das Macho- Gehabe der männlichen Darsteller.

Mich hat das modische Gestern im Film sehr amüsiert, denn es gab Zeiten, da ich ein bestimmtes Outfit ja selbst einmal sehr schick fand. Der Macho-Habitus von Männern ging mir allerdings bereits 1973 auf die Nerven.

Fassbinder hätte man zu seinen Lebzeiten niemals Spießigkeit nachgesagt. Aus heutiger Sicht wirkt das in den 1973er Jahren gedrehte Werk (204 Minuten) wie ein Film aus einer anderen Welt und wirklich überaus spießig und klischeehaft, mit den pausenlosen Gequalme und der ewigen Whiskytrinkerei der Hauptdarsteller, was damals als weltmännisch galt. So stellte sich Klein-Erna Lebemänner á la Bond vor.

Der naive und irgendwie ungeheuer warnende Blick auf die computerisierte Welt in diesem Film ist schon lustig. Damals konnte man ja noch nicht erahnen, wie tief wir 40 Jahre später in die Welt am Draht eingetaucht sind, wie sehr sie uns verändert und uns allmählich gewissermaßen entmaterialisiert hat, na ja, zunächst einmal für ein paar Stunden am Tag. Wir stehen am Anfang einer Entwicklung. Irgendwann wird sich das gesamte Leben auf die gedankliche Welt verlagert haben, ohne dass man nostalgisch an die alte Welt zudenkt, die aufgrund der apokalyptischen Reiter Hunger, Krieg, Tod und Umweltverschmutzung niemals eine paradiesische Welt gewesen ist. Haben wir also keine Furcht vor der Welt am Draht. Es liegt in unserer Hand sie paradiesisch zu gestalten.

Die Bild und Tonqualität ist bestens. Man muss den Film aus seiner Zeit heraus beurteilen. Deshalb auch 5 Sterne.

Empfehlenswert.

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