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Rezension : Stauffenberg

1976 habe ich in Darmstadt Abitur gemacht. In diesem Jahr schrieb ich eine Jahresarbeit über den Widerstand in der NS-Zeit. Die Buchhandlungen vertrieben damals nur wenig Literatur zur Sache. Erst ganz allmählich begann man das Thema gründlich zu erforschen. Seit jenen Tagen ließ mich die Frage nicht mehr los, wodurch sich Menschen, die aktiv - unter Einsatz ihres Lebens - Widerstand gegen Terror-Regimes leisten, von anderen Menschen unterscheiden? Sind sie einfach nur mutiger? Nehmen sie die ethischen Grundwerte ernster? Sind sie weniger vorteilsbezogen?

Gibt es Ähnlichkeiten in der Persönlichkeitsstruktur einer Sophie Scholl, eines Georg Elser und eines Mannes wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie all den anderen Helden humanitärer Gesinnung irgendwo auf dieser Welt gestern und heute?


Wenn es Ähnlichkeiten gibt, dann gilt es genau diese zu kultivieren, weil sie ein Garant dafür sind, dass sich Unrecht und Terror dauerhaft nirgendwo etablieren können. Solange es Menschen gibt, die sich in Terror - Regimes weder aus Angst noch des eigenen Vorteils wegen wegducken, sondern aktiv dem Unrecht widersetzen, hat das Böse langfristig keine Chance diese Welt zu dominieren. Der vorliegende Film sollte neben dem Film über Sophie Scholl in jedem Haushalt vorhanden sein und natürlich an Schulen gezeigt und diskutiert werden. Bilder übermitteln mitunter mehr als Worte.

Worum geht es im Film?

Der Offizier und Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944), im Film dargestellt von Sebastian Koch, führte am 20. Juli 1944 ein Attentat gegen den Verbrecher an der Menschheit Adolf Hitler in dessen Hauptquartier in Rastenburg aus, das leider scheiterte. Die mentale Entwicklung Stauffenbergs hin zur Bereitschaft selbst unter Einsatz seines Lebens Widerstand gegen den Verbrecher und seine Schergen zu leisten, das Attentat selbst und dessen verheerende Folgen für die Widerstandkämpfer sind das Thema dieses hervorragenden Films.

Anfangs ein Anhänger Hitlers und des Nationalsozialismus kam Stauffenberg zur Erkenntnis "Wir haben uns vor Gott und unserem Gewissen geprüft, es muss geschehen, denn dieser Mann ist das Böse an sich." 1943, nach einer schweren Verwundung in Afrika, bei der er das linke Auge, die ganze rechte Hand und zwei Finger der linken verloren hatte, rückt er - wie der Film deutlich macht-, sehr schnell in das Zentrum der Widerstandsbewegung vor und drängte immer entschiedener zur Tat. Nach zweimaliger Verschiebung gelingt es ihm am 20.Juli 1944 die Bombe im Führerhauptquartier einzuschmuggeln, um mit der Beseitigung Hitlers die erste Voraussetzung für den Umsturzplan zu schaffen.

Stauffenberg kehrt sofort nach Berlin zurück, weil er dort für den weiteren Ablauf des Unternehmens unentbehrlich ist. Dort wird er nach dem Zusammenbruch der Aktion im Hof der Bendlerstrasse standrechtlich erschossen.

Der Film zeigt Stauffenberg im Kreise seiner Familie als liebenden Gatten sowie guten Vater und er zeigt ihn als nachdenklichen Offizier, der dem sinnlosen Blutvergießen und den Verbrechen der Nazis ein Ende bereiten möchte. Er weiß, dass dies nur möglich ist, wenn man den Tyrannen Hitler tötet. Immer wieder fällt im Kreise hoher Militärs der Begriff "Führer". Selbst wenn sie mit Hitler telefonieren schlagen die nicht selten adeligen Offiziere die Hacken zusammen. Selbst die bestausgebildeten Männer unterwerfen sich diesem bösartigen Versager und huldigen ihm als "Führer". Stauffenberg und die vielen anderen Offiziere bereiteten das Attentat gemeinsam vor, wissend, dass jeder weitere Kriegstag weitere Menschenleben kosten wird.


Ergreifend, die Darstellung der letzten Minuten von Generaloberst Ludwig Beck. Er war einer der führenden Köpfe bei den Vorbereitungen für die Umsturzpläne und galt allgemein als das anerkannte Haupt der Verschwörung. In der Zentrale des Reichskriegsministeriums gab ihm sein Gegenspieler Generaloberst Fromm nach dem Scheitern des Befreiungsversuchs Gelegenheit zum Selbstmord. Der Mangel an Empathie seitens Fromm und anderen Nazis als Becks Kopfschuss nicht sogleich zum Tode führte, spricht Bände und zeigt die ganze Brutalität und Kälte der braunen Brut.

Dieser Film dokumentiert, dass selbst in den allerschlimmsten Terror- Regimes mutige Menschen sich in erster Linie ihrem Gewissen verpflichtet fühlen und sie weder Vorteilsdenken, noch Angst davon abhalten können diesem Gewissen zu folgen.

Glänzende schauspielerische Leistungen von Sebastian Koch, Ulrich Tukur, Hardy Krüger jr., Christopher Buchholz, Nina Kunzendorf und Axel Milberg.

Empfehlenswert.

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