Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Brazil (DVD)

Dieser Film von Terry Gilliam dient nicht zur Erbauung! Es ist ein surrealer Streifen, der sich mit dem Horrorgebilde eines bürokratisch völlig durchorganisierten Staates befasst.

Den Menschen ist die Individualität genommen in diesem totalitären Staat, in dem sie blauäugig an die Korrektheit der menschenunwürdigen Verfahren glauben. Nichts wird hinterfragt.


Alle werden überwacht, alle werden kontrolliert, ständig! Die Frauen ergehen sich in Äußerlichkeiten (pausenloses Liften ist angesagt), die Männer geilen sich an ihren hierarchischen Positionen in diesem ekelhaften System auf. Die Menschen sind zu seelenlosen Kreaturen verkommen.


Sam Lowry ( Jonathan Pryce), der Protagonist verkörpert einen kleinen Beamten. Zunächst ist er linientreu und unreflektiert, fristet ein Nischendasein, entgegen den Karrierewünschen seiner aufgetakelten Mutter.


Als er eines Tages begreift, dass ein Unschuldiger aufgrund eines bürokratischen Missgeschickes versehentlich liquidiert worden ist, verfällt er in höchst sonderbare Tagträume und schwebt als Erzengel Michael über der zur Realität gewordenen Horrorvorstellung eines Überwachungsstaates.


Der durchorganisierte Beamtenstaat fahndet ständig nach Terroristen, um auf diese Weise seine bis zu den Zähnen bewaffneten Kontrollorgane zu legitimieren. Korruption und Vetternwirtschaft sind natürlich an der Tagesordnung.


Nach vielem Hin und Her gerät Lowry in die Fänge der Staatsorgane, wird diverser subversiver Verbrechen bezichtigt und entzieht sich dem Terror der Beamten, die ihn foltern, um ihm ein Geständnis abzuringen, indem er auf ewig in seine Träume entflieht. Dort sind die Gedanken noch frei. Dort kann er noch ungestört fliegen, gemeinsam mit der Frau seiner Träume.


Ein sehr guter, aber gewöhnungsbedürftiger Film , den man sich nicht vorm Einschlafen ansehen sollte! Wer träumt schon gerne von einer exzessiven Bürokratie?


Die Bilder sind überaus künstlerisch gestaltet.





Empfehlenswert!




Rezension : »Der Hauptmann von Köpenick«

Karl Zuckmayers Bühnenstück "Der Hauptmann von Köpenick" habe ich vor vielen Jahrzehnten in der Schule gelesen und diesbezüglich damals eine Hausarbeit angefertigt. Möglicherweise sah ich den Film bereits als Kind im Fernsehen, ich meine mich nämlich an einige Szenen erinnern zu können, speziell an jene, bei der der Schuster Wilhelm Voigt (Heinz Rühmann) als Hauptmann von Köpenick sich über seine Maskerade schier schippelig lacht.

Zum "Hauptmann von Köpenick" wurde im Grunde bereits alles gesagt und geschrieben. Ich thematisiere den Film heute auf ein "Buch lesen", weil die Quintessenz der Handlung weit über eine Kritik am preußischen Obrigkeitsstaat, auch an den Auswüchsen von Militarismus unter Wilhelm II., wie sie im Film deutlich werden, hinausgehen. Die Quintessenz ist eine Warnung vor der Hierarchiegläubigkeit, die sich seit Zeiten Kaiser Wilhelm II. kaum geändert hat. Waren es in jener Zeit der Adel und die gehobenen Beamten, wie auch die oberen Dienstgrade beim Militär, die den Menschen Erfurcht einflößten, sind es heute gekaufte oder im Internet gar gefakte Doktorentitel, mittels denen sich Menschen täuschen und zu gruppendynamischen Handlungen antreiben lassen. Insofern hat der Film in seiner dargestellten Problematik nichts an Brisanz verloren.

Die Geschichte Voigts an dieser Stelle in epischer Breite zu erzählen, erspare ich mir, nicht zuletzt, weil man diese bei Wikipeda nachlesen kann. Rühmann spielt den Schuster, der nicht bei seinen Leisten bleibt, hervorragend. Man sieht über seine Straftaten in jungen Jahren beinahe hinweg, weil er es schafft, beim Zuschauer Mitleid zu erregen. Voigt braucht ein Dokument (einen Pass), den er auf legalem Wege nicht zugebilligt bekommt und findet als "Hauptmann von Köpenick" einen Weg, diesen zu erhalten und zwar, weil man sich über seine Gewitztheit amüsiert.

Mitleid zu erregen, durch angemaßte Titel zu täuschen und zu einem erfolgreichen Ergebnis zu gelangen, das ist die Botschaft des Films. Diese sollte man sich gut merken, um bei hinkenden Möchtegerngrafen oder- doktoren den schmutzigen Pferdefuß nicht zu übersehen, d.h. nicht auf diese Mitleid- sowie Titelmasche hereinzufallen und sich ergo nicht über den Tisch ziehen zu lassen.

Bei all dem ist freilich die harsche Kritik an der menschenverachtenden Bürokratie berechtigt, aber sie ist nicht das Hauptthema des Films, wie mir scheint.


Das Bonusmaterial enthält den Trailer, eine abgedruckte Kurzbiografie und einige Informationen zu Filmen Rühmanns. Heinz Rühmann und dessen Sohn geben dabei erhellende Interviews. Rühmann berichtet u.a., dass er ursprünglich die Rolle des Hauptmanns nicht hätte spielen sollen und zwar mit der Begründung, dass er zuvor "Charleys Tante" gespielt habe und deshalb in den Augen einiger "Ewig- Gestriger" unwürdig gewesen sei, einen Hauptmann zu mimen. Damit wird deutlich, dass zum Zeitpunkt des Drehs immer noch Menschen in den Denkstrukturen von 1906 steckten. Im Interview wird auch klar, dass es Rühmann noch in den 1950er Jahren sehr schwer hatte und in seinem Leben neben Höhen auch Tiefen erlebte. Vielleicht strahlte er deshalb so viel Herzenswärme, Milde und Nachsicht aus.

Ein toller Film. Dass die Farbqualität nicht das Niveau heutiger Filme hat, finde ich unproblematisch.









Bild: Wikipedia- de: Wilhelm Voigt, Hauptmann von Köpenick, Statue vor dem Rathaus Berlin-Köpenick

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können den Film kaufen.



Rezension: Ein gutes Jahr

Diesen Film habe ich vor einiger Zeit bereits rezensiert, allerdings zu anderen DVD-Ausgaben. Gestern nun kam das bei Amazon georderte "Cine -Projekt" bei mir an. Da ich mir den Film schon gut 7 x angesehen habe, begann ich bei dieser DVD mit der Sonderausstattung, deren Länge die Spielfilm-Laufzeit von ca.113 Minuten (zumindest gefühlt) um Einiges übertrifft.

Man erfährt hier seitens des Produzenten Ridley Scott und des Drehbuchautors Marc Klein, weshalb man sich entschlossen hat, vom Roman Peter Mayles abzuweichen, nach welchen Kriterien die Auswahl der Schauspieler getroffen wurde und bekommt Einblick in den Szenenaufbau nahezu aller Szenen. Der Hauptdarsteller des Films (Max) Russell Crowe wird neben anderen Darstellern interviewt. Man erlebt ihn als sehr charmanten, reflektierten Menschen, den Ridley Scott in höchsten Tönen lobt, weil Crowe zu den eigenständigsten Schauspielern Hollywoods zählt, die sich dazu noch hervorragend in ein Team einbringen können. Crowe ist ein Mann ohne Allüren, wenn man Ridley Glauben schenken darf. Das kaufe ich Ridley gerne ab. Ich finde Crowe nämlich auch hinreissend natürlich.

Die erste Szene des Films spielt in der Provence auf dem Weingut des sehr sympathischen, in die Jahre gekommenen Briten Henry (Albert Finney). Der Waisenknabe Max verbringt dort bei seinem Onkel stets die Sommerferien und lernt von diesem Dinge, die für sein späteres Leben wichtig sind, so etwa, dass man nie aufgeben und aus seinen Niederlagen stets lernen soll. Die erste Szene zeigt die beiden beim Schachspiel. Henry gestattet seinem kleinen Neffen sogar etwas verdünnten Wein zu trinken und an seine Zigarre zu ziehen. Er geht mit ihm um, wie mit einem kleinen Erwachsenen und genau dafür liebt ihn Max, der im Internat nur Unterdrückung und Ablehnung erfährt.


In der 2. Szene dann erlebt man Max als Erwachsenen, der leitender Wertpapierhändler bei einer Londoner Bank ist. Man nimmt ihn als zynischen Abzocker, der immer bis an die Grenze der Legalität geht, wahr, wenn es sich um seinen Erfolg handelt. Die Banker-Welt in London ist völlig technologisiert und damit der Welt in der Provence entgegen gesetzt. Geht es in London ausschließlich um geschäftlichen Erfolg und damit um Geld, steht die Provence für Genuss, für die Liebe und ein naturverbundenes Leben. Hier Hektik und Schnelligkeit, dort das Langsame, Bedächtige. Hier technische Intelligenz, dort die Weisheit.

Max ist ein cooler Stratege, ein ehrgeiziger Macher, der sich keinen Urlaub gönnt. Als Lebensaufgabe sieht er das Geldmachen, dafür ackert er rund um die Uhr.

Als er erfährt, dass sein Onkel verstorben ist und dass er dessen Anwesen in der Provence geerbt hat, reist er gezwungenermaßen in den Süden und findet dort zu seinem eigentlichen, doch sehr sensiblen Wesen zurück. Beim Abwerfen der rauhen Schale hilft ihm die schöne Fanny (Marion Cotillard), in die er sich unsterblich verliebt....

Es führt zu weit im Rahmen dieser Rezension Szene für Szene auszuloten. Sehr witzig sind die Dialoge zwischen Max dem Weinmacher, die den Gegensatz französischer und britischer Mentalität so wunderbar persiflieren.


Die Landschaftaufnahmen im Film begeistern mich ebenso wie die Bilder von Gordes. Was gibt einem rund um die Uhr arbeitenden Menschen ein Original-Gemälde von van Gogh, das er - aus Angst vor Diebstahl - im Tresor liegen hat? Ist ein solches Bild oder sind es andere sündhaft teure Dinge wert, dauerhaft Maus im Rad auf hohem Niveau zu sein? Das sind die Fragen des Films, auf die zum Schluss eine klare Antwort gegeben wird.

Die Bild- und Tonqualität der Komödie sind bestens. Der Filmhandlung fehlt es nicht an Witz. Die Filmmusik passt großartig zur Filmhandlung und dem Savoir-vivre, dem dort gehuldigt wird.

Sehr empfehlenswert.
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension:Die Gräfin (DVD)

Die Filmhandlung hat das Leben der Gräfin Erzsébet Barthóry (1560-1614) zum Thema und lässt sich dabei lobenswert viele erzählerische Freiheiten. Für mich stellt sich nach dem Betrachten des Streifens nicht die Frage, ob Erzsébet nun tatsächlich Hunderte von jungen Mädchen gefoltert und ermordet hat, um ihren Alterungsprozess zu stoppen oder nicht, sondern mir genügt der Gedanke, dass man es bereits in Renaissancezeiten für möglich hielt, dass eine Frau der Eitelkeit und Altersangst wegen, zu solchen Handlungen überhaupt fähig sein könnte.
Die Geschichte der grausamen, alternden Erzsébet, die sich angeblich im Blut von Jungfrauen badete, um ihre Falten auf diese Weise zu glätten, ist in meinen Augen eine Parabel auf die Auswüchse des Körperkultes in heutiger Zeit. Noch müssen keine Jungfrauen sterben, damit krankhaft eitle, in die Jahre gekommene Möchtegernmodells vermeintlich ewige, äußerliche Jugend erwerben können, aber das Wundermittel Botox bedeutet für mittlerweile jährlich weltweit bis zu 300.000 Versuchsmäuse den Tod. Diese Tiere erleiden zuvor Muskellähmungen, Sehstörungen und Atemnot. Die Botoxbräute stört dies offenbar wenig.


Im Film wird Erzsébet (Julie Delphie) als eine sehr intelligente Frau ohne Mitgefühl dargestellt, die in einen fatalen Jugendwahn gerät, als ihr 20 Jahre jüngerer Geliebter (Daniel Brühl) sie verlässt. Ihm war ihr Alter gleichgültig. Das Problem des Alterns war ihr ureigenes Problem, das sie zunächst durch einen jüngeren Geliebten zu lösen versuchte, wie dies heute angeblich viele Damen aus der Filmwelt ebenfalls zu probieren pflegen. Wie weit würden heute dahinwelkende, narzisstische Menophasenneurotikerinnen gehen, wenn man ihnen verspräche, dass Jungfrauenblut sie von ihrer Schrumpelhaut befreien würde? Wie weit würden sie gehen, wenn die Gesetze alles erlaubten?


Die Schauspieler haben ihre Rollen perfekt gespielt. Die Renaissancekostüme sind in ihren düsteren Farben sehr gut gewählt. Die Atmosphäre im Film ist beinahe transilvanisch, gar nicht so weit entfernt von den Irrsinnigkeiten des Jahrmarkts der Eitelkeiten im Hier und Heute, wenn man den Gazetten beim Friseur Glauben schenken darf.



Die Ton- und Bildqualität sind o.k.




Rezension:Die Herrin von Thornhill mit Julie Christie - SZ Cinemathek Traumfrauen (DVD)

Die vorliegende Filmhandlung spielt im England des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts und dort auf dem Land.

Die schöne, tatkräftige Bathsheba Everdene (Julie Christie) hat ein Landgut geerbt und entschließt sich, dieses Gut selbst zu verwalten. Schnell findet sie sich in ihre Aufgabe ein und erwirbt sich Respekt bei ihrem Personal und den benachbarten Gutbesitzern, die beim Kauf von Saatgut erleben dürfen, dass Bathsheba sich keineswegs blauäugig von durchtriebenen Händlern über den Tisch ziehen lässt, wie man dies von ihr zunächst erwartet.

Zu Ihrem Personal ist sie streng aber fair und lässt ihre Leute wissen, dass sie für sie nicht bloße Produktionsmittel sind, sondern Menschen, die sie als solche wertschätzt.

Bathesheba , die sich als Gutsherrin auschließlich von der Vernunft leiten lässt, agiert in Liebesangelegenheiten nur nach ihren Gefühlen.

Drei Männer verlieben sich in sie und halten um ihre Hand an.

Die Gutsbesitzerin möchte den Mann, den sie heiratet, innig lieben.

Ihrem Jugendfreund (Alan Bates) hat sie schon als junges Mädchen einen Korb gegeben, doch dieser liebt sie noch immer. Seine Liebe ist beinahe selbstlos. Er steht ihr - der Herrin von Thornhill - bei, wo er nur kann und zeigt sich als zuverlässiger Partner an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, obschon sie sich dies niemals eingestehen würde.

Ein wesentlich ältere Großgrundbesitzer (Peter Finch) liebt Bathsheba besitzergreifend und möchte ihr den Himmel auf Erden bereiten. Die junge Frau zögert, weil ihr Herz nicht entflammt ist.

Dieses brennt allerdings lichterloh als sie auf einen attraktiven Kavalleriesergeanten (Terence Stam) trifft, der nicht nur als Draufgänger und Spieler, sondern auch als Herzensbrecher in aller Munde ist.

Der Soldat zeigt ihr Degenkunststückchen und sie unterwirft sich dabei fast spielerisch einer Mutprobe, mittels welcher er Bathseba im Sturm erobert.

Die junge Frau verliebt sich in den Taugenichts, glaubt gar ihn zu lieben und wiedergeliebt zu werden, allerdings wird sie nach der Eheschließung eines Besseren belehrt.
Bathseba erkennt, dass nicht vordergründige Verliebtheit, sondern gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft füreinander da zu sein, die Grundlagen einer Ehe sind und ohne diese Vorraussetzung eine Beziehung, die ein Leben lang halten soll, nicht möglich ist.

Eine solche Liebesbeziehung ist keine stürmische , wie man sie aus einschlägigen Liebesromanen kennt, sondern eine leise, fast verhaltene, die in der Lage ist, beidseitig tief in den Herzen zu verwurzeln.
Wird Bathsheba am Ende eine solche Liebsbeziehung finden?

Beeindruckende Landschaftsbilder lassen den Zuschauer in eine Zeit eintauchen, die wenig Raum ließ, seinen spontanen Liebesgefühlen freien Lauf zu lassen. Man musste das Leben gemeinsam unter schwierigsten Bedingungen meistern. Das war nur möglich, wenn man sich hundertprozentig aufeinander verlassen konnte.

Julie Christie wird in meinen Augen zu Recht als Traumfrau bezeichnet, denn sie ist bildschön und ausdrucksstark. Selten sieht man so glaubhaft Emotionen in einem Gesicht gespiegelt wie bei dieser Schauspielerin, die dazu noch hocherotisch und sinnlich ist, ohne eine Femme fatal zu sein.

Die Farb- und Tonqualität sind zufriedenstellend. Das Preis-Leistungsverhältnis ist o.k.

Dass es sich um einen John- Schlesinger- Film handelt, soll nicht unerwähnt bleiben, nicht zuletzt weil dieser Regisseur zum besten Regisseur des Jahres 1969 gewählt wurde. In dem 156 Minuten andauernden Streifen wird dies mit Bravour unter Beweis gestellt.

Der Film ist frei von Kitsch, obschon der Filmtitel dies vielleicht vermuten lässt.

Empfehlenswert!
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.