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Rezension: Das Meer in mir - Große Kinomomente (DVD)

Mitunter scheint noch nicht einmal liebevolle Hinwendung, dem Gegenüber Lebensmut zu schenken. Was dann?


Ramón (Javier Bardem) kann sich seit 28 Jahren nicht mehr bewegen. Man lernt ihn gleich zu Beginn des Films als einen ganz ungemein positiven, nachdenklichen Menschen kennen, einen Menschen, den man sofort ins Herz schließt.

Ramón hat sich als junger, bildschöner Mann das Genick gebrochen bei einem Sprung in das von ihm geliebte Meer. Seither ist er gelähmt, nutzt selten einen Rollstuhl, sondern liegt stattdessen im Bett. Er hat einerseits sein Schicksal angenommen, möchte ihm andererseits aber ein Ende setzen. Er will sich nichts vormachen, sondern dem, was ist, ungeschönt ins Auge schauen.

Betreut wird er von der Frau seines Bruders. Alle Familienmitglieder kümmern sich rührend um ihn. Keiner gibt ihm das Gefühl, dass er zu Last fällt. Alle lieben Ramón und können nicht verstehen, dass er sterben möchte. Sein Wunsch kränkt sie, weil in ihnen das Gefühl aufkommt, nicht genug für ihn getan zu haben. Dies scheint Ramón, nicht sehen zu wollen. Er empfindet seinen Zustand würdelos und möchte ihm ein Ende setzen. Dazu benötigt er die Hilfe Dritter.

Eine Sterbehilfeorganisation nimmt sich seines Falles an. Eine gehbehinderte Anwältin möchte ihm helfen. Sie versucht es auf gerichtlichem Wege. Schließlich verliebt sie sich in ihn, nicht zuletzt als sie sein Fühlen und Denken aufgrund seiner Gedichte näher kennen lernt. Sie ist diejenige, die seine Poesie veröffentlichen lässt. Zum gemeinsamen Selbstmord, den sie planen, kommt es jedoch nicht...

Ramón ist der Ansicht, dass ein Mensch, der ihn wirklich liebt, ihm zum Tode verhelfen wird und letztlich findet er eine Frau, die bereit ist, für ihn aktiv zu werden. Er drängt sie nicht zu dem Entschluss, sondern der Entschluss reift in der Liebenden, die sein Wohl über ihr eigenes stellt...

"Das Meer in mir" wirft Fragen auf, die ich nicht in der Lage bin, zu beantworten. Was ist einem Kranken zumutbar? Sollte man ihm das Recht einräumen, sterben zu dürfen, wenn er es möchte? Was ist mit der moralischen Schuld, die derjenige auf sich lädt, der beim Sterben hilft? Tötet man nicht auch, wenn man beim Sterben hilft? Hat man in diesem Falle das Recht zu töten? Meine Fragen sind nicht juristisch, sondern ethisch gemeint.

Im Film wird dem Kranken unendlich viel Liebe und Zuneigung zuteil. Dennoch möchte Ramón sterben, weil er seine Bewegungslosigkeit nicht ertragen kann. Ich verstehe den Kummer, habe jedoch keine Idee, wie man einem solchen Menschen Lebensmut schenken kann, wenn Liebe schon nicht hilft, auch eine Aufgabe, wie im Fall des Films, Gedichte zu veröffentlichen, nicht zu einem Ja zum Leben beiträgt. Der Film lässt mich ratlos zurück.

Javier Bardem spielt die Rolle beeindruckend. Der Film ist an keiner Stelle trivial. Die Dialoge regen zum Nachdenken an. Vielleicht kennen Psychologen Strategien, wie man einem solch lebensmüden Menschen helfen kann, sich nicht mehr den Tod zu wünschen.

Rezension: Zwei Freundinnen- Claude Chabrol

Dieser Film von Claude Chabrol nimmt in Paris seinen Anfang. Die attraktive, offensichtlich ziemlich begüterte Frédérique (Stephane Audran) spricht auf der Straße eine junge, sehr hübsche Straßenmalerin an und kauft ihr ein Bild ab, um auf diese Weise Kontakt mir ihr aufzunehmen.

Die hochmütige Frédérique ist gelangweilt, sucht nach Abwechslung und hofft diese, in einer lesbischen Beziehung zu der Malerin Why zu finden. Sie verführt das Mädchen und macht es aufgrund ihrer materiellen Möglichkeiten von sich abhängig.


Frédérique nimmt Why mit in ihre Villa nach St. Tropez. Why ist vom Luxus angetan. Der Luxus scheint sie aber letztlich nicht zu korumpieren.


Die verbalen Demütigungen seitens Frederique nimmt Why hin. Offenbar betrachtet sie diese als den Preis dafür, dass die Freundin sie zu sich aufgenommen hat.


Als Why den ebenfalls sehr wohlhabenden Architekten Paul (Jean-Louis Trinignat) im Hause Frédériques kennenlernt, schläft sie mit diesem noch in der gleichen Nacht und verliebt sich ihn. Why war bis zu diesem Zeitpunkt noch Jungfrau. Für Paul war Why nur ein Abenteuer. Er hält die Verabredung, die er nach dieser Nacht mit ihr einging, nicht ein, sondern verbringt den Nachmittag stattdessen mit Frederique, die mit ihm daraufhin eine Affäre eingeht.


Why wird auf diese Weise zeitgleich sowohl von ihrer Geliebten als auch von Paul im Stich gelassen und von beiden nun schmerzhaft ausgegrenzt. Dass dies tragische Folgen hat, verwundert nicht....
Die Bild- und Tonqualität sind bestens-




Rezension: Das wilde Schaf- Michel Deville

Der Regisseur Michel Deville hat mit "Das Wilde Schaf" einen höchst subtilen, intellektuellen Film auf den Weg gebracht. Der Filmbeschreibung ist zu entnehmen, dass dieser Film zu einem Klassiker des französischen Films avancierte. Als Grund hierfür werden nicht zuletzt die schauspielerischen Fähigkeiten von Romy Schneider, Jean-Louis Trinitignant, Jean-Pierre Cassel und Jean Birkin genannt.

Ja, die schauspielerischen Fähigkeiten der genannten Akteure sind tatsächlich bemerkenswert, aber bemerkenswerter noch ist die Filmhandlung. Der erfolglose Schriftsteller (Jean-Pierre Cassel, ein ganz toller Schauspieler) war als junger Mann in eine hübsche Apothekertochter verliebt, die für ihn, aufgrund eines Umstandes, den ich hier nicht nennen möchte, unerreichbar war. Diese Apothekertochter ist mittlerweile eine berühmte Hollywood-Schauspielerin. Der Schriftsteller kann sie nicht vergessen. Was wäre, wenn er nicht erfolglos wäre, wenn er Geld im Überfluss besäße und alle Frauen ihm zu Füßen lägen? Würde sich dann auch diese Frau ihm zuwenden?

Des Schriftstellers Freund ist der farblose Bankangestellte (Jean -Luis Trinitignant), der zu Filmbeginn erstmals eine Frau anspricht und zwar ein hübsches leichtlebiges Mädchen (Jean Birkin). Er schläft mit ihr bei, nachdem er sie aus moralischen Motiven geohrfeigt hat. Die Demütigung führt dazu, dass sie sich ihm zuwendet. Eine Masochistin scheint sie nicht zu sein. Offenbar fühlt sie die Züchtigung als berechtigt.

Der Bankangestellte berichtet seinem Freund dem Schriftsteller von seinem Abenteuer, erzählt ihm jedoch nichts von der Züchtigung. Daraufhin sieht ihn der Schriftsteller als reif und geeignet genug an für sein Experiment.

Die beiden Freunde treffen sich häufiger mittags in einem Café, wo der Schriftsteller seinen Tag verbringt, an seinen Romanen schreibt oder Nachhilfeunterricht erteilt.

Der Schriftsteller möchte, dass sein Freund reich wird, alle Frauen "haben kann" und zeigt ihm, wie das möglich ist. Vorraussetzung ist, dass er seine Arbeitsstelle kündigt und sich seinen Regieanweisungen unterwirft. Der Bankangestellte erklärt sich einverstanden.

Von jetzt an mutiert dieser vom lammfrommen in ein wildes Schaf, d.h. er bleibt nach wie vor Schaf, verändert nur seine Verhaltensmuster. Er merkt nicht, dass er die Marionette des Schrifstellers ist, der im Grunde nur wissen will, ob man die Frau (Romy Schneider) eines seiner Freunde (eines Professor) schnell zum Fremdgehen bewegen kann und ob seine Jungliebe die unerreichbare Heilige ist, für die er sie hält.

Alle weiteren Regieanweisungen, in denen es darum geht, wie das Schaf zu Geld kommt, dienen bloß dem Zweck an Frauen zu gelangen. Der Schriftsteller glaubt offenbar, dass Geldmangel der Grund ist, weshalb er bei Frauen nicht zum Zuge kommt, will dies zumindest glauben und zieht seine Konsequenzen als er eines anderen belehrt wird.....

Ein psychologisch subtiler Film. Die Bild- und Tonqualität sind bestens.

Rezension: Oscar Wilde

Dieser hervorragende Film erzählt einen Teil des Lebens des englischen Erzählers und Dramatikers Oscar Wilde, der am 16.10.1854 in Dublin geboren wurde und am 30.11.1900 in Paris verstarb. Der Rückseite der DVD ist zu entnehmen, dass es sich bei "Oscar Wilde" um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Richard Ellmann handelt. Dieser Roman ist mir nicht bekannt. Ich kenne von diesem Autor nur die Biographie über Oscar Wilde. Diese ist sehr gut geschrieben. Passagen aus der Biographie scheinen auf jeden Fall auch in den Film eingeflossen zu sein.

Im Film, in dem der begnadete Schauspieler Stephen Fry die Hauptrolle überzeugend spielt, wird auf Wildes Kindheit, Jugend und Studienzeit in Oxford nicht eingegangen. Die Handlung beginnt erst in den Jahren 1881/82. Wilde befindet sich auf dem Höhepunkt seines Ruhmes auf einer Vortragsreise in Amerika. Selbst einfache Menschen mögen ihn dort, nicht zuletzt wegen seines unwiderstehlichen Charmes und seiner melancholischen Augen. Sein brillanter Verstand und seine imposante Erscheinung werden von Fry schauspielerisch so vortrefflich transportiert, dass man meint der wirkliche Oscar Wilde würde auf der Leinwand sichtbar.

Die eigentliche Filmhandlung beginnt als er nach England zurückgekehrt ist. Schon jetzt ist er durch seine extravaganten Auftritte und seine Lebensführung in aller Munde. Seine Mutter, Lady Wilde (gespielt von Vanessa Redgrave) ist begeistert von ihrem Sohn. Er entschließt sich zu heiraten und ehelicht die schöne Constanze (Jennifer Ehle), die er schätzt, weil sie gut zuhört und sein treuestes Publikum darstellt.

Durch einen Dauergast in seinem Hause wird er zu homosexuellen Handlungen verführt, wodurch er seine sexuelle Bestimmung erkennt, die fortan seinen weiteren Lebensweg nachhaltig beeinflussen wird. Während Constanze sich zuhause um ihre beiden Kinder kümmert, geht Wilde seinen körperlichen Neigungen nach. Eine Schar junger, homophiler Männer beginnt sich alsbald um ihn zu tummeln. Wilde sieht sich in der Tradition der alten Griechen und frönt, frei von moralischen Vorbehalten, seiner Lust.

Um seine Kinder kümmert er sich liebevoll. Die Szenen mit diesen sind sehr berührend. Zu seiner Gattin ist er sehr charmant. Man lernt Wilde im Film als einen liebenswerten Vater kennen, der seinen Buben Märchen erzählt. Die Jungs vergöttern ihn. Er ist nachsichtig, verständnisvoll und voller Güte. Constanze hat seine Hochachtung. Er liebt sie auf seine Art und verschont sie mit Berichten von seinem anderen Leben, das die viktorianische Gesellschaft natürlich nicht anerkennen möchte.

Erfolg hat er gerade mit seiner "Salome" als er seine große Liebe Lord Alfred Douglas (Jude Law) kennen lernt. Für ihn ist er bereit sich zu ruinieren. Wilde beginnt seine Arbeit zu vernachlässigen und immer mehr Geld in Lord Alfred zu investieren, den er reich beschenkt. Alfreds Vater der Marquis von Queenbury möchte die Liaison unterbinden.

Lord Alfred veranlasst Wilde einen Prozess gegen den Marquis zu führen, der Wilde schließlich zum Verhängnis wird. Zwei Jahre Zuchthaus mit Zwangsarbeit brechen die Gesundheit und den Lebenswillen des großen Schriftstellers, der verarmt und gedemütigt im Alter von sechsundvierzig Jahren in Paris verstirbt.
Der Film macht deutlich, dass Lord Alfred die Liebe Wildes nach herkömmlichen Vorstellungen nicht verdient hat, denn Wilde liebte im Gegensatz zu Lord Alfred mit seiner ganzen Seele. Alfred ist zu einer solchen Liebe nicht fähig. Er ist kalt.

Immer wieder wird im Film auf einzelne Werke Wildes hingewiesen, auch gezeigt wie sie aufgeführt und von Wilde kommentiert werden. Das Publikum applaudiert ihm und schätzt ihn sehr. Lord Alfred interessiert sich nicht für die intellektuelle Seite Wildes. Er ist ein Mensch, der nur sich selbst sieht. Wilde wusste dies, aber er wusste auch: "Nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen brauchen unsere Liebe."

Ein beeindruckender Film mit schönen Bildern und brillanten Bonmots des blitzgescheiten Dichters, dem seine Fähigkeiten, wie keinem Zweiten geneidet wurden.

Empfehlenswert!

Rezension:Der Widerspenstigen Zähmung (DVD)

Mit seinem Diener Tranio kommt Lucentio (Michael York) nach Padua. Dort verliebt er sich in Bianca und möchte sie heiraten. Zwei weitere Freier haben sich bereits eingefunden, die das hübsche Mädchen ebenfalls ehelichen wollen. Ihr Vater möchte von der Eheschließung seiner Tochter nichts wissen. Er hat noch eine weitere Tochter, Katharina. Sie ist die ältere von beiden. Sie will er zuerst unter die Haube bringen. Das aber ist nicht einfach, denn Katharina (Elisabeth Taylor) ist widerspenstig. Sie möchte nicht heiraten und bekommt Tobsuchtsanfälle, sobald man sie diesbezüglich behelligt. Plötzlich taucht Petruchio (Richard Burton) auf, der eine Frau mit reicher Mitgift sucht und dafür auch Widerspenstigkeiten in Kauf nimmt. Er möchte Katharina für sich gewinnen und sie mit List gefügig machen. Welche Methoden er dabei anwendet, kann sich der geneigte Zuschauer im Film ansehen...
Inhaltlich ist Shakespeares Komödie aus heutiger Sicht natürlich fragwürdig, da in ihr vordergründig die Unterwerfung der Frau gefeiert wird. Man muss schon genau hinsehen und das Stück aus der Zeit heraus interpretieren, bevor man zu urteilen beginnt. Schließlich kommt man zum Ergebnis, dass diese Komödie durch großen Sprachwitz brilliert.


Der Film wurde an den Originalschauplätzen, mit Originaltexten und prächtigen Kostümen aus der Renaissance - Zeit gedreht. Es macht Spaß die völlig echauffierte, glutäugige Liz Taylor über die Leinwand fegen zu sehen. Die Lacher Burtons sind unnachahmlich. In der Unterwerfungsszene am Ende des Films bleibt Taylors Blick spöttisch. Damit gelingt es ihr den Zähmungsakt subtil zu persiflieren. Im Grunde hat sie bloß ihrem Mann geholfen eine Wette zu gewinnen und dadurch klug die Haushaltkasse aufgebessert. Ganz wunderbar!


Ein toller Film.


Die Ton- und Bildqualität sind bestens.

Rezension:La Vie en Rose (DVD)

In diesem schönen, aber sehr traurigen Film wird das Leben der Sängerin Edith Piaf (Marion Cotilard) dargestellt. Gezeigt wird deren Kindheit in bitterster Not. Piaf wächst in einem Bordell auf und zieht später mit ihrem Vater, einem Artisten, durch die Straßen von Paris, wo er seine Kunststücke vorführt. Bittend hält das Mädchen den Hut auf. Das Komödiantenkind beginnt auf besagten Straßen zu singen. Die Stimme dieser kleinen Person ist unglaublich stark, voller Kraft, vielleicht, weil sie sich durch schlimmstes Milieu durchboxen musste.

Während des gesamten Films werden Ihre Chansons gespielt. Das ist übrigens sehr beeindruckend. Von der Straße holt sie Louis Leplee (Gerard Depardieu). Sie debütiert in einer Revue von Maurice Chevalier. Zu diesem Zeitpunkt spricht sie noch die Sprache der Gosse und wirkt extrem unbürgerlich. Ihr "Legionär" öffnet die Herzen der Zuhörer und ebnet den Weg zum Erfolg. Sie verändert ihr Äußeres, auch das ist im Film hervorragend dargestellt. Nun wirkt sie sehr attraktiv, ihr Habitus aber lässt erkennen, dass sie unendlich zerrissen ist. Bei Bühnenauftritten ist sie stets sehr aufgeregt, exzentrisch. Der Tross um sie herum muss sie oft wie ein Kind beruhigen.

Piaf wird im Film tatsächlich ein bisschen wie ein Kind, das man beschützen muss, gezeigt und so kommt man in der filmischen Darstellung der Realität ganz nahe. Es geht nicht um ihre Kleinwüchsigkeit, sondern um die Fehlentwicklungen in ihrer Persönlichkeit, aufgrund ihrer schrecklichen Kindheit. Diese Frau hatte keine Gelegenheit zu reifen. Genau das wird im Film herausgearbeitet. Die Sängerin liebt die Liebe. Das macht die Piaf ungeheuer sympathisch und sie ist verzweifelt als ihre große Liebe, ein verheirateter Boxer, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt.

Ihr bleibt die Musik und sie verausgabt sich beim Singen immer mehr. Ihre gewaltige, tragisch angehauchte Stimme begeistert ihre Zuhörer mit Liedern wie "La vie en rose" oder "Mylord". Piaf gönnt sich keine Ruhe, pumpt sich geradezu selbstmörderisch körperlich aus und stirbt früh. Zwischen den einzelnen Filmsequenzen wird immer wieder das frühe Ende der Sängerin eingeblendet. Sie wurde nur 48 Jahre alt! Das Leben auf der Straße in frühster Kindheit hatte Rheuma zur Folge. Im Film wirkt Edith Piaf zum Schluss wie eine Greisin. Ihre Lieder sind für die Ewigkeit. Sie sind und bleiben der musikalische Ausdruck der Stadt der Liebe. Diese Chansons sind gewissermaßen das Synonym für Paris.


Die Bild- und die Tonqualität sind bestens.

Empfehlenswert.

Rezension:Ein süßer Fratz (DVD)

Audrey Hepburn spielt in diesem Film zunächst die Rolle einer jungen, sehr nachdenklichen Buchhändlerin, die davon überzeugt ist, dass es der Menschheit besser ginge, wenn sie einander mit mehr Empathie begegnen würden. Besagte Buchhändlerin verehrt einen französischen Philosophen, der sich mit der Fähigkeit sich in die Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen einzufühlen wissenschaftlich auseinandersetzt und davon überzeugt ist, dass nur empathische Interaktionen zu friedlichem Zusammenleben führen können.

Die junge Frau träumt davon in Paris Vorlesungen von dem von ihr verehrten Professor zu besuchen. Sie ahnt nicht wie bald sich ihr dazu eine Chance bieten soll. Die Chefin einer großen amerikanischen Modezeitschrift sucht nämlich nach einem neuen Modell, das sowohl hübsch als auch intelligent ist. Dieses Modell soll "Kleider für die Frau, die für Kleider kein Interesse hat" durch ihre besondere Ausstrahlung vorführen und dadurch optisch anpreisen.

Durch Zufall entdeckt der Modefotograf (Fred Astaire) des Hochglanzblattes in einer Buchhandlung diese junge Frau, die allerdings zunächst keine Ambitionen hat Modell zu werden. Für Äußerlichkeiten hat sie wenig Sinn. Erst als man ihr die Möglichkeit eröffnet auf diese Weise bald nach Paris zu gelangen, um für den Modeschöpfers Paul Duval zu modeln, akzeptiert sie. Während der Fotograf und die Chefredakteurin Duval bei Laune halten, vergnügt sich die entwischte Buchhändlerin in Pariser existentialistischen Jazz-Clubs.

Dort tanzt sie nach Klängen Gershwins und redet mit Franzosen über ihr intellektuelles Anliegen. Während der Außenaufnahmen in Paris verliebt sich der Modefotograf in sein apartes Modell, die die neue "Quality-Frau", - eine schöne Frau von Geist, Charakter und Intelligenz - überzeugend verkörpert.

Doch da taucht unerwartet der charmante Philosophieprofessor auf der Bildfläche auf und sorgt für Unruhe....

Ein sehr amüsanter Film mit niveauvollen Dialogen und vielen Tanzeinlagen von Astaire und Hepburn. Beide schweben wie Federn über die Tanzfläche. Ein ganz ungemein ästhetischer Anblick. Wunderschöne Aufnahmen von Paris und ebensolch schöne Bilder von der jungen Hepburn erfreuen das Auge. Ihr hübsches Gesicht ist sehr ausdrucksstark und strahlt unendliche Wärme und Güte aus. An ihrer Seite ist Fred Astaire das ideale Pendant. Auch er hat diese feine, sensible, herzliche Ausstrahlung. Es macht Freude dieses Paar miteinander tanzen zu sehen. Ein wohltuend, harmonischer Eindruck.

Die Ton- und die Bildqualität sind hervorragend.

Rezension:Fellinis Casanova (DVD)

Wer war Casanova?

Der in Venedig geborene Schriftsteller und Abenteuer Giacomo Casanova (1725-1798) führte nach seinem Theologie- und Jurastudium in Padua ein Wanderleben, bereiste als Diplomat ganz Europa und stand in Verbindung mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten, wie Voltaire und Friedrich dem Großen. Er wurde 1755 in Venedig wegen Atheismus eingekerkert aber es gelang ihm die Flucht aus den Bleikammern. Ab 1785 war er Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloss Dux in Böhmen. Dort schrieb er seine sechsbändigen Memoiren in französischer Sprache. "Histoire de ma vie". Die Memoiren gehören zu den kulturgeschichtlich bedeutendsten Quellenwerken des 18. Jahrhunderts, nicht zuletzt weil Casanova ein ausgezeichneter Beobachter und Menschenkenner war und großes Erzähltalent besaß. Er hinterließ neben einem utopischen Roman auch historische, mathematische und satirische Schriften. Legendär war er als galanter Liebhaber in der galanten Zeit des Rokoko.
Wie kein zweiter vermochte er Frauen zu amüsieren und sie durch seinen unnachahmlichen Charme zu verführen.

Der Regisseur Fellini verfremdet die Figur des Frauenverführers aus Venedig im vorliegenden Film in einer Weise, dass von ihm am Ende nur noch die Karikatur eines überanstrengten Rammlers übrig bleibt.
Casanovas Bemühungen als Intellektueller beachtet zu werden fruchten nicht. Meines Erachtens ist es nicht Fellinis Absicht Casanova (Donald Sutherland) auf die Rolle eines Sexbesessenen festzulegen, sondern er möchte zeigen, dass viele Leute in den letzten Jahrhunderten bloß ihre Wünsche auf ihn projizierten und am Ende der Name dieses Mannes gleichbedeutend war mit dem eines Zuchtbullen. Mit dieser Vorstellung räumt Fellini auf und amüsiert sich auf Kosten dieses Urbildes des "Latin Lovers".


Man sieht Casanova beim fiktiven Beischlaf, sich ewig abmühend und beinahe kollabierend pausenlos "amore, amore" röcheln. Man kann ihn dabei beobachten, wie er eine nackte Riesin beim Baden in der Wanne beäugt. Die Riesin singt ein trauriges Volkslied. Zwei Liliputaner baden mit ihr in besagter Wanne und bestaunen während ihres schrillen Gesangs ihre gewaltigen, nackten Brüste. Casanova ist überwältigt von dieser Über-Mutter, durch die sexuelle Wünsche bei ihm freilich mental außer Kraft gesetzt werden.


Er nimmt in diesem Film an einem Wettkampf teil, wo es darum geht festzustellen, wer die stärkste Promiskuität besitzt. Er schafft es auf sieben Orgasmen, nachdem er zuvor unzählige rohe Eier verspeist hat. Die Frau, an der er sich abturnt, zeigt allerdings keinerlei Regung. Ein solcher Liebhaber ist alles andere als begehrenswert. Für Casanova sind die Frauen ein Mysterium. Er findet generell keinen emotionalen Zugang zu ihnen. Ihm bleibt immer nur die Penetration. So treibt ihn die Sehnsucht von einer Frau zur nächsten. Fellinis Casanova ist ein armer, unter sexuellem Leistungsdruck stehender Teufel, den man als Frau nicht Ernst nehmen kann.

Das hier visualisierte Rokoko- Zeitalter ist an Verkünstelung nicht zu überbieten. Die Kostüme und die Raumausstattung sind mehr als nur beachtlich. Der gesamte Film erscheint wie ein Bühnenstück. Eine Reihe von Requisiten wird als darstellerisches Surrogat eingesetzt. Die Musik ist gewöhnungsbedürftig, aber sie passt zu dieser surrealen Inszenierung.

Ich habe bereits diverse Casanova-Verfilmungen gesehen. Die witzigste war jene, die den alternden Casanova zum Thema hat, von Delon hervorragend gemimt. Optisch kommt Donald Sutherland Casanova am nächsten. Er spielt die komplizierte Filmrolle wirklich exzellent.

Als sexuelle Frauenfantasie kann Fellinis Casanova nicht herhalten. Von einem solchen Mann kann man nicht träumen. Das ist ganz unmöglich.

Rezension: Der Löwe im Winter

Während meines letzten Aufenthaltes an der Loire besuchte ich das Kloster Fontevraud. Dort sind die Leichname von Eleonore von Aquitanien und von ihrem Gatten Heinrich II bestattet, auch ihre Nachkommen Richard Löwenherz und Isabelle d` Angoulem haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Auf der Grabstatue von Eleonore von Aquitanien ist die einstige Königin von Frankreich dann von England mit einem Buch abgebildet. Die bildschöne Aquitanierin war, wie man der Biographie von Regine Pernoud entnehmen kann, eine Intellektuelle.

Die beiden Hauptdarsteller des vorliegenden, mit 3 Oscars gekrönten Films sind König Henry II (Peter O`Toole) und seine Gemahlin Eleonore(Katherine Hepburn). Die Filmhandlung spielt 1183 auf Schloss Chinon.

Schloss Chinon (Indre et Loire) war einst eine königliche Residenz Henry II. Zum besseren Verständnis des Film einige Informationen zu den beiden Hauptdarstellern:

Eleonore von Aquitanien (1122- 1204) war die Erbtochter Wilhelm X des Herzogs von Aquitanien und ist als Königin der Troubadoure in die Geschichte eingegangen, nicht zuletzt, weil sie bereits am Hofe ihres Vaters den Minnegesang förderte und auch während ihrer glänzenden Hofhaltung als englische Königin die Troubardourpoesie Musik- und Kunstinteressierten weitervermittelte.

1137 wurde sie mit König Ludwig VII von Frankreich vermählt. Eleonore galt als sinnlich und graziös, ihr Ehemann als fromm und plump. Die schöne Eleonore ertrug das Leben mit dem "königlichen Schreiber" 15 Jahre lang. Während des zweiten Kreuzzuges, auf dem sie ihn begleitete, teilte sie in Antiochos ihren Entschluss mit, sich scheiden zu lassen. "Ich glaubte einen Mann zu heiraten und keinen Mönch."


Vom Orient betört (zweifelsohne auch von einem schönen Christen, ihrem Onkel Raimond von Poitiers und einem hübschen Mohammedaner, dem Höfling Saladin) dachte sie daran sich dort niederzulassen, aber Ludwig VII war keineswegs gewillt auf diese Frau und deren Mitgift Aquitanien zu verzichten. Er entführte sie mit Gewalt aus Antiochos und fuhr mit ihr an die Ufer der Seine zurück. Es half nichts. Nachdem das Konzil von Beaugency bei den Eheleuten Blutsverwandtschaft sechsten Grades festgestellt hatte, annullierte es am Palmsonntag des Jahre 1152 die Ehe von Eleonore und Ludwig. Aquitanien ging an die einstige Besitzerin zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich bereits in Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, Herzog der Normandie verliebt, heiratete ihn zwei Monate später und schenkte ihm Aquitanien. Ab 1154 herrschten Heinrich II (1154-1189) und Eleonore über England. Ihr Reich erstreckte sich von Schottland bis zu dem Pyrenäen. Während ihr Mann in den nördlichen Marken Krieg führte, verwaltete Eleonore Aquitanien allein.


Zu jener Zeit lebte sie prunkvoll abwechselnd in Poitiers, Niort und Bordeaux, umgeben von hübschen Damen und galanten, redegewandten Herren. Sie beschützte die Troubadoure und Gelehrten, erfand "Kurse der Liebe" und reagierte flink bei geistvollen Spielen, verachtete darum aber keineswegs die Freuden des Körpers. Sie war Künstlerin und Liebende und betrachtete sich als Beschützerin öffentlicher Belange. Die Herzogin Eleonore urteilte, erließ Gesetze unterstützte Kommunalbewegungen, es heißt sogar sie habe ein Gesetzbuch für die Seeschifffahrt verfasst. Ihre mütterliche Leidenschaft wurde ihr zum Verhängnis. Da sie den Aufstand ihrer Söhne Heinrich, Richard und Geoffroy gegen ihren Vater unterstütze, ließ Henry sie auf Schloss Salisbury gefangen setzen. Zum Zeitpunkt der Filmhandlung blickte sie bereits auf 10 Jahre Gefangenschaft zurück.....

Zu Anfang des Films werden zunächst die Söhne Richard, Geoffroy und John vorgestellt, der Erstgeborene Sohn Henry ist bereits verstorben. Henry II möchte, dass sein jüngster Sohn König wird, obschon dieser nicht die Fähigkeiten dazu besitzt. Er hinterlässt einen geradezu debilen Eindruck. Geoffroy ist intelligent aber furchtbar intrigant. Richard (Antony Hopkins), der wohl Fähigste von allen, ist voller Hass auf seinen Vater. Alle drei Söhne möchten König werden, misstrauen einander und befeinden sich unterschwellig ständig, weil jeder den Ambitionen des anderen im Wege steht.


Henry hält anlässlich des Weihnachtsfestes auf Chinon Hof. Er befindet sich mit seiner jungen Geliebten Alais (sie ist die Schwester des französischen Königs Philipp II (Timothy Dalton) - Sohn des einstigen Gatten Eleonores aus zweiter Ehe) bereits vor Ort. Eleonore kommt wie jedes Jahr aus Salisbury angereist, bewacht von Henrys Soldaten. Zwischen Henry und ihr findet ein zweistündiger verbaler Schlagaustausch statt, den ich auf diesem Niveau bislang nur in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf " kennen gelernt habe.


Gestritten wird um das Erbe, gezankt wird darum, wer König werden soll. Beide Elternteile haben unterschiedliche Favoriten...., doch es geht noch um mehr. Es geht auch um verletzte Eitelkeiten und Eifersucht und um grenzenlosen Hass. Eleonore kann Henry nicht verzeihen, dass er sie mit anderen Frauen betrogen hat, obschon auch sie keine Heilige war. Auch Henry reagiert alles andere als unemotional wegen der einstigen Liebhaber Eleonores. Das Ehepaar galt einst als das Liebespaar Europas. Alle Biographen schreiben von der enormen erotischen Anziehung der beiden zueinander innerhalb der ersten Ehejahre.


Nun weiß man, dass aus wirklich leidenschaftlichen Liebesbeziehungen, wenn sie enden, keine Freundschaften werden können und so ist zwischen Eleonore und Henry nach ihrer Trennung ein Machtkampf ausgebrochen. Sie benutzen ihre Kinder, um diesen Kampf miteinander auszutragen. Ihre Kinder sind Mittel nur zu einem einzigen Zweck: sich gegenseitig weh zu tun. Alle drei Söhne haben extreme Persönlichkeitsdefizite, aufgrund ihrer lieblosen Erziehung, alle drei Söhne hassen ihre Eltern, die am liebsten ewig leben würden, wie die beiden bekunden. Sie missgönnen ihren Kindern das, was sie in ihrem Leben zuhauf genossen haben....

Die Kulissen des 1968 gedrehten "Der Löwe im Winter" sind ebenso hervorragend wie die Kostüme. Besser hätte man das Mittelalter nicht visualisieren können. Die Musik ist ein Ohrwurm und fügt sich sehr gut in das Gesamtkonzept.


Der Film von Antony Harvey basiert übrigens auf dem Theaterstück von James Goldmann und setzt hohe Konzentration voraus. Die Texte sind sehr niveauvoll, hintergründig und werden schnell gesprochen.

Im Kapitel "Damals" werden Bilder aus der Vergangenheit heraufbeschworen, die dem Zuschauer, der die Geschichte der beiden nicht kennt, Hintergrundinformationen liefern, um die Zusammenhänge besser zu begreifen. Ich habe mir erlaubt diese Infos meiner Rezension voranzustellen, weil dadurch der Filmgenuss vergrößert wird.


Katharine Hepburn und Peter O `Toole spielen göttlich. Neben "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" ist dies der beste Film, den ich bislang in meinem Leben gesehen habe. Die Dialoge sind spitzzüngig, hochintelligent und dabei voller Esprit. Die beiden Ausnahme-Schauspieler Hepburn und O`Toole besitzen das Format, um die Texte auf den Punkt genau sprachlich und mimisch umzusetzen. Die Leinwand ist hier zur Theaterbühne geworden.

Die Ton- und Bildqualität sind bestens.

Sehr empfehlenswert

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Rezension:Ludwig II. (DVD)

Der vorliegende Film von Luchino Visconti befasst sich mit dem Leben des Bayernkönigs Ludwig II (1845-1886). Er thematisiert seine Beziehung zu Kaiserin Elisabeth von Österreich (Romy Schneider) und verzichtet erfreulicherweise bei der Darstellung besagter "Sissi" auf die Kitschfacetten, der nach ihr benannten Filme aus den 50er Jahren. Stattdessen zeigt Visconti die Frau so, wie man sie aus Geschichtsbüchern kennt.
Zwischen ihr und Ludwig bestand eine Art Seelenverwandtschaft. Das Ausloten dieser Nähe durchzieht weite Strecken des Films. Ausgiebig wird Ludwigs mentale Abhängigkeit zu Richard Wagner (Trevor Howard) dargestellt, dessen Mäzen er war, den er wie einen Halbgott verehrte und in dessen Traumwelten er sich flüchtete. Der Film ist zum großen Teil mit Wagners Musik untermalt.


Ludwig II war schön, wie Gemälde dokumentieren. Helmut Berger ist insofern eine sehr gute Besetzung für die Rolle. Gezeigt werden Ludwigs hohe Sensibilität aber auch seine Exzentrik, seine innere Zerrissenheit, seine mentale Schwäche und seine Unfähigkeit sein Land vernünftig zu regieren. Ludwig II galt schon zu Lebzeiten als Märchenkönig, der primär in seinen Traumwelten lebte. Sein Volk liebte ihn offenbar trotz seiner Verschwendungssucht. Das Volk liebte den Mythos, scheint diesen Mythos immer noch zu lieben, wenn man den Gesprächen der "Touris" während der Besichtungen seiner Schlösser aufmerksam zuhört.


Der Errichtung der Schlösser Linderhof, Chiemsee und Neuschwanstein ist ein großes Thema im Film. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder auf den Zwist mit der Regierung hingewiesen, die der Verschwendung von Staatsgeldern Einhalt gebieten wollte. Als Bayern in das Deutsche Reich eintritt, fließen schließlich Gelder aus Preußen, die es Ludwig ermöglichen den Bau seiner kostspieligen Schlösser voranzutreiben. Ludwigs Minister sind von seinen Projekten alles andere als begeistert und wenden sich gegen ihn.


Die geplante Ehe mit Sophie von Bayern (sie ist eine Schwester Sissis) kommt nicht zustande. Ludwig ist homosexuell und weigert sich ein Doppelleben zu führen. Mit seinen Dienern, die offenbar auch als seine Liebhaber fungierten, zieht er sich nach Linderhof zurück. Visconti visualisiert auch Männerabende der besonderen Art und die Ergebenheit der Diener. Zum Ende seines Lebens verfällt Ludwig in geistige Umnachtung und wird nach Schloss Berg an den Starnberger See gebracht. Dort findet er gemeinsam mit seinem Psychiater J.B.A. Gudden den Tod im See. Diese wie viele andere Szenen des Films sind betont surreal dargestellt.


Bergers Maskenbildner hat den optischen Verfall des Königs plastisch sehr gut visualisiert. Berger mimt die Stadien der Verwirrung überzeugend. Die sehr schöne Außenaufnahmen, auch die nächtlichen Kutschfahrten und die prachtvollen Bilder der Innenausstattung der Königsschlösser verdeutlichen die Traumwelten Ludwigs, eines Menschen, der das Schöne um jeden Preis liebte und darüber die Welt vergaß. Ein großes Kind mit bunten Träumen.

Die Dialoge sind sehr subtil. Berger, aber auch Schauspieler wie Gerd Fröbe, Helmut Griem, Trevor Howard und natürlich Romy Schneider spielen ihre Rollen überzeugend. Ich verfüge seit einigen Jahren über diese DVD. Die Bild- und Tonqualität sind bestens.
Empfehlenswert.

Rezension : Stauffenberg

1976 habe ich in Darmstadt Abitur gemacht. In diesem Jahr schrieb ich eine Jahresarbeit über den Widerstand in der NS-Zeit. Die Buchhandlungen vertrieben damals nur wenig Literatur zur Sache. Erst ganz allmählich begann man das Thema gründlich zu erforschen. Seit jenen Tagen ließ mich die Frage nicht mehr los, wodurch sich Menschen, die aktiv - unter Einsatz ihres Lebens - Widerstand gegen Terror-Regimes leisten, von anderen Menschen unterscheiden? Sind sie einfach nur mutiger? Nehmen sie die ethischen Grundwerte ernster? Sind sie weniger vorteilsbezogen?

Gibt es Ähnlichkeiten in der Persönlichkeitsstruktur einer Sophie Scholl, eines Georg Elser und eines Mannes wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg sowie all den anderen Helden humanitärer Gesinnung irgendwo auf dieser Welt gestern und heute?


Wenn es Ähnlichkeiten gibt, dann gilt es genau diese zu kultivieren, weil sie ein Garant dafür sind, dass sich Unrecht und Terror dauerhaft nirgendwo etablieren können. Solange es Menschen gibt, die sich in Terror - Regimes weder aus Angst noch des eigenen Vorteils wegen wegducken, sondern aktiv dem Unrecht widersetzen, hat das Böse langfristig keine Chance diese Welt zu dominieren. Der vorliegende Film sollte neben dem Film über Sophie Scholl in jedem Haushalt vorhanden sein und natürlich an Schulen gezeigt und diskutiert werden. Bilder übermitteln mitunter mehr als Worte.

Worum geht es im Film?

Der Offizier und Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944), im Film dargestellt von Sebastian Koch, führte am 20. Juli 1944 ein Attentat gegen den Verbrecher an der Menschheit Adolf Hitler in dessen Hauptquartier in Rastenburg aus, das leider scheiterte. Die mentale Entwicklung Stauffenbergs hin zur Bereitschaft selbst unter Einsatz seines Lebens Widerstand gegen den Verbrecher und seine Schergen zu leisten, das Attentat selbst und dessen verheerende Folgen für die Widerstandkämpfer sind das Thema dieses hervorragenden Films.

Anfangs ein Anhänger Hitlers und des Nationalsozialismus kam Stauffenberg zur Erkenntnis "Wir haben uns vor Gott und unserem Gewissen geprüft, es muss geschehen, denn dieser Mann ist das Böse an sich." 1943, nach einer schweren Verwundung in Afrika, bei der er das linke Auge, die ganze rechte Hand und zwei Finger der linken verloren hatte, rückt er - wie der Film deutlich macht-, sehr schnell in das Zentrum der Widerstandsbewegung vor und drängte immer entschiedener zur Tat. Nach zweimaliger Verschiebung gelingt es ihm am 20.Juli 1944 die Bombe im Führerhauptquartier einzuschmuggeln, um mit der Beseitigung Hitlers die erste Voraussetzung für den Umsturzplan zu schaffen.

Stauffenberg kehrt sofort nach Berlin zurück, weil er dort für den weiteren Ablauf des Unternehmens unentbehrlich ist. Dort wird er nach dem Zusammenbruch der Aktion im Hof der Bendlerstrasse standrechtlich erschossen.

Der Film zeigt Stauffenberg im Kreise seiner Familie als liebenden Gatten sowie guten Vater und er zeigt ihn als nachdenklichen Offizier, der dem sinnlosen Blutvergießen und den Verbrechen der Nazis ein Ende bereiten möchte. Er weiß, dass dies nur möglich ist, wenn man den Tyrannen Hitler tötet. Immer wieder fällt im Kreise hoher Militärs der Begriff "Führer". Selbst wenn sie mit Hitler telefonieren schlagen die nicht selten adeligen Offiziere die Hacken zusammen. Selbst die bestausgebildeten Männer unterwerfen sich diesem bösartigen Versager und huldigen ihm als "Führer". Stauffenberg und die vielen anderen Offiziere bereiteten das Attentat gemeinsam vor, wissend, dass jeder weitere Kriegstag weitere Menschenleben kosten wird.


Ergreifend, die Darstellung der letzten Minuten von Generaloberst Ludwig Beck. Er war einer der führenden Köpfe bei den Vorbereitungen für die Umsturzpläne und galt allgemein als das anerkannte Haupt der Verschwörung. In der Zentrale des Reichskriegsministeriums gab ihm sein Gegenspieler Generaloberst Fromm nach dem Scheitern des Befreiungsversuchs Gelegenheit zum Selbstmord. Der Mangel an Empathie seitens Fromm und anderen Nazis als Becks Kopfschuss nicht sogleich zum Tode führte, spricht Bände und zeigt die ganze Brutalität und Kälte der braunen Brut.

Dieser Film dokumentiert, dass selbst in den allerschlimmsten Terror- Regimes mutige Menschen sich in erster Linie ihrem Gewissen verpflichtet fühlen und sie weder Vorteilsdenken, noch Angst davon abhalten können diesem Gewissen zu folgen.

Glänzende schauspielerische Leistungen von Sebastian Koch, Ulrich Tukur, Hardy Krüger jr., Christopher Buchholz, Nina Kunzendorf und Axel Milberg.

Empfehlenswert.

Rezension:Fahrenheit 451 (DVD)

Die legendäre Verfilmung von Ray Bradburys Roman "Fahrenheit 451" habe ich vor 30 Jahren das erste Mal gesehen und war damals sehr beeindruckt von der behandelten Thematik. Als ich mir gestern Abend den Film erneut ansah, haben mich Truffauts surreale visuelle Darstellungen besonders fasziniert. Die Filmhandlung hat an Aktualität in all der Zeit nichts verloren. Sie bleibt die ungehörte Mahnung: Bedenke, was geschehen kann, wenn man einer Gesellschaft die individuelle Denkfähigkeit nimmt.

Die Protagonisten leben unter einem politischen System, in welchem man den Bürgern das intellektuelle Denkvermögen rauben möchte, um sie auf diese Weise besser manipulieren zu können. Intellektuelle Texte zu studieren ist verboten, stattdessen erfreuen sich die Menschen am interaktiven, staatlich gelenkten Fernsehen. Die dort agierenden Moderatoren werden als Mitglieder der eigenen Familie begriffen. Je mehr sich die Menschen berieseln lassen, desto unkonzentrierter werden sie. Ihr Gehirn ist untrainiert, hat Erinnerungslücken und lässt schon bei jungen Menschen auf Alzheimer schließen. Die entindividualisierte Welt ist nur noch mit Anregungspillen zu ertragen.

Guy Montag (Oskar Werner) ist Feuerwehrmann in diesem totalitären Regime. Seine Aufgabe besteht darin Bücher zu verbrennen, weil die Gemeinschaft laut herrschender Ideologie nur dann glücklich ist, wenn sie nicht denkt. Bücher stellen eine Gefahr dar, weil sie sich negativ auf die allgemeine Verblödung auswirken. Zunächst systemtreu, spürt Montag Bücher auf und findet Freude an deren Vernichtung, bis er durch eine junge Lehrerin (gespielt von Julie Christie- sie spielt im Film übrigens eine Doppelrolle) motiviert, sich für den Inhalt der Bücher zu interessieren beginnt. Jetzt liest er heimlich.

Montags Ehefrau (ebenfalls dargestellt durch Julie Christie) ist völlig unreflektiert und der schönen Fernsehwelt ergeben. Als Montag aufgrund eines fürchterlichen Ereignisses- eine alte Dame verbrennt vor seinen Augen mit ihrer kostbaren Bibliothek- sich von dem System, in dem er lebt, völlig distanziert, denunziert ihn seine angepasste Frau wegen der verbotenen Bücher im Haus.

Nun beginnt die Hatz auf den Abtrünnigen, welcher er sich glücklicherweise entziehen kann, indem er sich flüchtend in ein einsames Waldgebiet durchschlägt. Dort leben die entrechteten "Büchermenschen". Diese lernen den Inhalt eines Buches auswendig um das Geistvolle in geistloser Zeit zu retten. Auch Montag wird zu einem lebenden Buch, wohl wissend, das hinter jedem Buch ein Mensch steht, dem man den nötigen Respekt zollen sollte.

Machtmenschen aller Zeiten wussten und wissen, dass sich Personen besser steuern lassen, wenn man sie dumm hält, die Gebildeten und Klugen korrumpiert oder sie vernichtet, um so mittelfristig ihr perfides System zu manifestieren. Bislang allerdings sind Systeme, denen die kritisch intellektuellen Köpfe fehlen, früher oder später alle untergegangen. Dem Himmel sei gedankt.

Am Beispiel der von Julie Christie dargestellten Frauen wird gezeigt, dass es immer auf das persönliche Umfeld ankommt, wie sich ein Mensch entwickelt und dass besonders die Intellektuellen angehalten sind Terrorregime zu verhindern. Sie haben aufgrund ihrer Fähigkeiten eine nicht hinweg diskutierbare Verantwortung gegenüber geistig weniger begabten Menschen.

Empfehlenswert.
Helga König

Rezension: John Rabe (DVD)

Dieser Film befasst sich mit den 1937 tatsächlich geschehenen Ereignissen in Nanking in China. Dort war zu diesem Zeitpunkt John H.D. Rabe (Ulrich Tukur) Geschäftsführer bei der Siemens China Co., einer Tochtergesellschaft des Siemenskonzerns.

Die Japaner greifen die Stadt an und bombadieren das Werk. Rabe gelingt es Menschenleben zu retten, indem er eine riesige Hakenkreuzfahne ausrollt, unter der Chinesen Schutz finden. Die Japaner, die sich mit Nazideutschland in einer Allianz befinden, respektieren diese Fahne und ziehen ab.

Rabe gründet mit anderen gemeinsam eine Schutzzone für die Zivilbevölkerung Nankings und rettet auf diese Weise 200 000 Chinesen das Leben.

Gezeigt werden im Film die Gräueltaten der Japaner, thematisiert werden auch die Vergewaltigungen und Massenexekutionen, die offenbar weltweit zum Kriegsalltag zählen. Japanische Offiziere machen einen Wettstreit daraus, wie viele Kriegsgefangene sie mit dem Säbel auf die Schnelle enthaupten können. Die Brutalität der japanischen Soldaten ist atemberaubend. Im Nachspann des Filmes wird von 300 000 Todesopfern gesprochen.

Gezeigt wird der Alltag eines Arztes (Steve Buscemi), der die Schwerverwundeten versorgt, die Verhandlungsbemühungen eines jüdischen Botschaftsrates (Daniel Brühl) und anderer auf dem Gelände, die sich unter Einsatz ihres eigenen Lebens bemühen, Menschenleben zu retten.

Interessant ist, dass John Rabe - analog zu Schindler - aus dem Nazimilieu kam, aber ähnlich wie dieser seine Mitmenschlichkeit nicht verloren hatte. Beiden ist übrigens gemeinsam, dass sie nach dem Krieg verarmt starben. Mitmenschlichkeit wird selten pekuniär gewürdigt. Dafür gibt es tausend andere Beispiele.

Der Mangel des ansonsten hervorragenden Films besteht darin, dass nicht gezeigt wird, was aus Rabe nach 1938 geworden ist. "Der Gute Deutsche von Nangjing", der in Deutschland auf die Kriegverbrechen der Japaner aufmerksam machte, wurde, wie man Wikipedia entnehmen kann, kurzzeitig von der Gestapo verhaftet. Weitere Veröffentlichungen des Kriegsmaterials wurden ihm untersagt.

Ich finde, dass man dies filmisch unbedingt hätte thematisieren müssen, um klar zu zeigen, dass Mitmenschlichkeit letztlich niemals mit der NS-Ideologie in Einklang zu bringen war. John Rabe war Mitglied der NSDAP. Die Gründe hierfür bleiben im Film im Dunkeln. Tatsache aber ist, dass sein Gesamtverhalten nicht einher ging mit dem menschenverachtenden Wollen und Tun Hitlers und seiner Schergen.

Darf man als Nachgeborener einem Menschen, der 200 000 Menschenleben rettete, seine Mitgliedschaft in der NSDAP vorwerfen? Hüte man sich vor selbstgerechten Urteilen. Man sollte Menschen stets an ihrem Tun messen und nicht an ihren Lippenbekenntnissen. John Rabes Tun spricht eine klare Sprache. Er war ein Menschenfreund.

Sehr gute schauspielerische Leistungen, ebenso gute Dialoge und ein berührendes Handlungsgeschehen.



Rezension:Wilde Erdbeeren

Der 78 jährige schwedische Professor für Medizin Isak Borg (Victor Sjöström) soll anlässlich des 50. Jahrestages seiner Promotion von der Universität in Luna geehrt werden. Borg ist ein sehr introvertierter Mensch, der sich der Wissenschaft verschrieben hat. Seinen Mitmenschen gegenüber wirkt er unterkühlt und wenig Anteil nehmend.

In einem Albtraum wird er mit seinem eigenen Tod konfrontiert und in darauf folgenden Tagträumen mit den Erlebnissen seiner jungen Jahre. Sein Seelenleben hat sich gemeldet. Auf der Autofahrt nach Luna begleitet ihn seine schöne Schwiegertochter (Ingrid Thulin), die ihm von ihrer schwierigen Ehe berichtet und ihm verdeutlicht, dass seine Kälte, die gesamte Familie krank und sehr unglücklich gemacht habe. Er erinnert sich an seine bereits verstorbene Frau, die aufgrund seiner kühlen Art Zuneigung bei einem anderen Mann suchte.


Er denkt an seinen Sohn, der ihm sehr ähnlich ist und er trifft seine steinalte Mutter, deren Kälte nicht zu überbieten ist. Die mangelnde Empathie wird von Generation zu Generation weitergegeben und macht alle sehr einsam. Durch Mitreisende im Auto wird Borg mit vielen unterschiedlichen Gefühlsexplosionen konfrontiert, die ihm verdeutlichen, dass er bereits gestorben ist.


Borg ist mit diesem Zustand nicht einverstanden und bemüht sich, trotz seines Alters um einen neuen Weg. Es ist der Weg der Nächstenliebe, für die es nicht nur in der Vorstellung des Regisseurs Ingmar Bergmann nie zu spät ist.

Ein künstlerisch sehr beeindruckender Schwarz-Weiß-Film , mit nachdenklichen Dialogen.

Die Ton- und Bildqualität sind zufriedenstellend.

Rezension:Die Borgias (DVD)

Dieser Film des Regisseurs Antonio Hernández spielt in Rom, zu Beginn des 15. Jahrhundert. Der Spanier Rodrigo Borgia regiert als Papst Alexander VI elf Jahre lang den Kirchenstaat. Gezeigt werden sein Lebensstil und der seiner Kinder. Die Familie lebt zügellos, ihre Politik ist brutal und verschlagen. Rodrigo Borgia hat nur ein Ziel: das Etablieren eines Borgia-Reiches inmitten Italiens. Seinen Sohn Juan macht er zum Führer der Armee, den grausamen Zweitgeborenen Cesare zum Kardinal, seine Tochter Lucrezia nutzt er als Figur auf dem Schachbrett der Politik für immer wieder neue Eheschließungen.

Lukrezia ist ihrem Vater und Bruder tief ergeben und akzeptiert, dass sie einer historischen Familie angehört. Deshalb gibt sie sich immer wieder für die Heiratspläne her. Alle ihre Ehen werden unter dem Gesichtspunkt der Staatsräson geschlossen. Nachdem ihre 1. Ehe annulliert worden ist, muss sie eine Weile im Kloster leben und hat dort eine Affäre mit Pietro Calderon, den Cesare eigenhändig ermordet. Den Mann, den Lukrezia daraufhin heiraten wird und den sie liebt, wird seitens der Borgias ebenfalls kaltblütig getötet. Erst als Gattin des Herzogs von Ferrara kommt sie zur Ruhe und kann fernab von ihren Verwandten ein untadeliges Leben führen.


Das grausame Verhalten Cesares wird im Film intensiv ausgeleuchtet. Aus machtstrategischen Gründen ist ihm jedes Mittel recht, um den Einfluss seiner Familie zu mehren. Achtung vor anderen Menschen kennt er nicht.
Er verkörpert das Ideal des skrupellosen, genussliebenden Renaissancefürsten, wie ihn Machiavelli beschrieben hat. Gezeigt werden die kriegerischen Auseinandersetzungen mit verschiedenen Stadtstaaten, die bacchantischen Feste des Papstes und immer wieder die Abgefeimtheit von Alexander VI und Cesare. Der Vatikan und das Christentum hatten sich nie so weit voneinander entfernt als zu Zeiten der Borgias. In Rom brannten die Feuer. Terror war an der Tagesordnung.

Die packende Filmhandlung entfernt sich selten von der historischen Realität und enthält keine Kitschelemente. Ein Dokumentarfilm ist es allerdings nicht.

Die eindringlichen Bilder werden von ausfeilten Dialogen begleitet, die dem Zuschauer verdeutlichen, welchen Folgen Machtmissbrauch haben kann.

Die Ton- und Bildqualität sind bestens.

Rezension:Die untreue Frau (DVD)

Die schöne Helene (Stephane Audran) ist mit dem arrivierten Rechtsanwalt Charles verheiratet. Die beiden haben einen gemeinsamen neunjährigen Sohn und leben in einer Villa mit Park außerhalb von Paris in Versaille. Charles ist ein betont unterkühlter Mann mit ausgesprochen verbissenen Gesichtszügen. Die hocherotische Helene wirkt ziemlich gelangweilt an der Seite des drögen Anwalts. Zwar kümmert sie sich rührend um ihren Sohn und dessen schulisches Fortkommen , aber sie scheint unausgefüllt zu sein und hält sich an den Nachmittagen in Paris auf.

Charles wird misstrauisch, will wissen, was sie in Paris unternimmt und beauftragt einen Detektiv. Dieser findet heraus, dass Helene eine Affäre mit dem attraktiven Schriftsteller Victor unterhält. Der Detektiv händigt dem Anwalt ein Foto von Victor aus, den er nicht ohne Grund sofort eifersüchtig als Widersacher empfindet. Charles Lippen werden augenblicklich noch schmaler als sie es ohnehin schon sind. Er fährt nach Paris und sucht dort seinen Rivalen auf. Ihm gegenüber eröffnet er, dass er mit Helene in offener Ehe lebt und dass seine Frau ihm selbstverständlich von der Liebschaft berichtet hat.


Victor ist überrascht, zeitgleich aber auch beruhigt, weil er bislang Bedenken hatte, wegen Helenes Ehe. Er berichtet Charles, dass die Beziehung zu Helene rein sexuell und er besonders von ihrer Anschmiegsamkeit angetan sei. Als der hocheifersüchtige, gehörnte Ehemann dies hört, erschlägt er den arglosen Liebhaber Helenes im Affekt und beseitigt daraufhin die Leiche unverzüglich, indem er sie in einem See versenkt. Zuvor allerdings hat er noch geistesgegenwärtig alle Fingerabdrücke in der Wohnung entfernt. Trotz seiner Erregung arbeitet sein Kopf präzise, sodass es schwer fällt die Affekthandlung als solche zu erkennen. Wie auch immer, die Spuren und die Leiche sind offensichtlich weg. Nichts scheint mehr auf den Täter hinzuweisen.
Der Anwalt kehrt in seine Villa zurück, wo alsbald die Polizei auftaucht, um Helene zu befragen. Mittlerweile sucht man Victor und hat in seinem Adressbuch Helenes Telefonnummer gefunden.


Helene gibt vor den Schriftsteller nur flüchtig zu kennen. Die Polizisten geben sich mit der Antwort zufrieden.
Kurz darauf entdeckt die Untreue in einer Schublade das Foto ihres Liebhabers, welches der Detektiv Charles gegeben hatte und weiß nun, dass ihr Gatte ihr Nachmittagsvergnügen auf dem Gewissen hat. Diese Erkenntnis spricht sie jedoch nicht aus. Man sieht sie allenfalls in ihren Augen. Entschlossen verbrennt sie das Bild und beseitigt somit das möglicherweise letzte Indiz. Charles und Helene versichern sich ihre Zuneigung, reden aber kein Wort von den Geschehnissen. Man spürt das gegenseitige Einverständnis, aufgrund der ausgetauschten Blicke. Im gleichen Moment erscheint die Polizei am Eingangstor. Wird sie mit neuen Beweisen aufwarten können?

Wie alle Filme von Chabrol, ist auch dieser psychologisch sehr vielschichtig. Es handelt sich meines Erachtens um eine Milieustudie. Das bourgeoise Zusammenhörigkeitsgefühl der Eheleute ersetzt letztlich die Liebe zwischen ihnen und macht sie auf diese Weise zu Verbündeten. Der Schriftsteller Victor war bedeutungslos. Man muss kein Wort mehr über ihn verlieren.

Empfehlenswert.

Rezension:Tschaikowski - Der Film (+ Audio-CD) (DVD)

"Tschaikowski", ein Film des Regisseurs Igor Talankin aus dem Jahre 1968-1970 , der besonders die letzten 20 Lebensjahre des Komponisten beleuchtet, hat es sich zur Aufgabe gemacht die Seele des begnadeten Musikers in den Mittelpunkt zu stellen. Ein solches Unterfangen ist weniger durch die bunte Betrachtung des äußerlichen Lebens Tschaikowskis möglich, sondern wohl eher in dem man zeigt, wie dieser Mensch sein tiefstes Ich in seine Stücke hat einfließen lassen. Das hat der Regisseur erkannt und deshalb ist dieser Film vor allem Musik.

Wer große Gesten sucht ist mit Zarah Leanders "Es war eine rauschende Ballnacht" besser bedient. Der Regisseur stochert nicht perfid in Tschaikowskis Privatleben herum, macht seine Homosexualität nicht voyeuristisch zum Thema, sondern zeigt seine Qual, seine Sensibilität und seine latent neurotischen Anwandlungen, die sein Arbeiten begleiten, es vielleicht sogar bedingen. Zu Filmbeginn wird kurz auf seine enge Beziehung zu seiner Mutter hingewiesen. Seine Freundschaft zu dem geselligen, lebenstüchtigen Pianovirtuosen Nikolaj Rubinstein wird breit thematisiert. In dessen Haus lebt Tschaikowski und komponiert. Der Freund kümmert sich fast überfürsorglich um den introvertierten Tschaikowski, dessen Beziehungen zu Frauen nur knapp angedeutet werden. Er wurde durch seine Beziehungen mit Frauen nicht glücklich. Die Ehe mit Antonia Miljukowa ist ein Reinfall. Die beiden bleiben sich fremd.

Die einzig innige Beziehung in seinem Leben ist die zu der sehr begüterten Witwe Nadescha von Meck, zu der er 13 Jahre eine intensive Brieffreundschaft unterhält. Sie ist mehr als nur bloße Mäzenin, obschon die beiden sich nie persönlich begegnen. Nadescha führt ein sehr zurückgezogenes Leben auf dem Land. Tschaikowski und sie legen ihre Gefühls- und Gedankenwelt in einer Weise in ihrer gemeinsamen Korrespondenz offen (immer wieder wird aus diesen Briefen vorgelesen) wie ihnen dies bei keinem anderen Menschen ihres Bekanntenkreises möglich war.

Dem Begleitheft zur DVD entnimmt man einen Briefauszug: "Mein Verhältnis zu Ihnen, so wie es jetzt ist, bedeutet für mich das allergrößte Glück und die notwendige Voraussetzung für mein Wohlbefinden. Ich möchte auch nicht das Geringste verändert wissen. Ich habe mich daran gewöhnt, in Ihnen meinen guten, aber unsichtbaren Genius zu sehen. Der unbeschreibliche Zauber und die Poesie unserer Freundschaft bestehen ja darin, das wir uns- obwohl sie mir seelisch so nahe sind- persönlich im landläufigen Sinne nicht kennen." (Tschaikowski an Nadescha im August 1879) Nach 13 Jahren kommt es zum Abbruch der Beziehung, nach Interpretation des Drehbuchautors aufgrund von Intrigen eines neidenden Dritten. Seinen Kummer verarbeitet Tschaikowski in seiner Musik.

Musikalisch ist der Film ein Hochgenuss. Ganz wundervoll.




Der Hauptdarsteller Innokenti Smoktunowski spielt die Rolle beeindruckend. Dieser Schauspieler hat eine Ausstrahlung, wie ich sie bislang noch bei keinem anderen Schauspieler feststellen konnte.

Der DVD ist eine CD beigelegt, auf der man die Symphonie Nr. 6 h -Moll.74 "Pathétique" und die Ouverture Sonelle "1812", op. 19 hören kann . Es spielen Musiker der "Academy of St. Martin in the fields" unter der Leitung von Sir Neville Marriner.

Die Bildqualität lässt leider zu wünschen übrig, dafür aber ist die Tonqualität zumindest bestens.

Rezension:Cromwell - Der Unerbittliche (DVD)

Die vorliegende DVD befasst sich mit dem Leben des englischen Staatsmanns Oliver Cromwells (1599-1658), hervorragend dargestellt von Richard Harris. Zu Beginn des Films erlebt man den Landedelmann bei dem Versuch einen Konflikt zwischen Bauern und einem Adeligen zu schlichten, der deren Weideland mit dem Segen des englischen Königs Charles I ( Sir Alec Guiness) konfiszieren will.

In der nächsten Szene sieht man Cromwell in einer protestantischen Kirche. Dort tobt er als er katholische Devotionalien auf dem Altar erblickt. Dies ist eine weitere Provokation seitens der Krone, die das Volk nicht hinnehmen will. Charles I ist mit einer Katholikin verheiratet und kommt auf diese Weise ihren Interessen entgegen. Cromwell, Mitglied des Parlaments, versucht im Gegensatz zu anderen Parlamentmitgliedern zunächst die Handlungsweisen des Königs zu exkulpieren und dessen Berater als die Hauptverantwortlichen für Korruption und Unterdrückung zu sehen.

Als immer eindeutiger wird, dass Charles I sich aus Machtkalkül gegen sein Volk wendet und auch vor einem Bürgerkrieg nicht zurückschreckt, entscheidet sich der redegewandte, durchsetzungsfähige Cromwell die Interessen der Bürgerlichen zu vertreten und deren Anführer zu werden. Er bildet nach Ausbruch des Bürgerkriegs eine Reitertruppe aus strengen Puritanern, der " Ironsides ", die zum Sammelpunkt der " Independenten " werden. Das waren die radikalen Puritaner in den Religionskämpfen des 16. Jahrhunderts, die gegenüber der anglikanischen Kirche völlige Unabhängigkeit und Autonomie der einzelnen Gemeinden forderten.

Cromwell siegt schließlich 1644 über die königlichen Truppen in der Schlacht bei Marston Moor, nach einer von ihm erwirkten Reform des Parlamentsheeres. Die Schlachtszenen sind ungeheuer beeindruckend und authentisch dargestellt und vermitteln das Leid der Kämpfenden in den Kriegen der 17. Jahrhunderts. Auf den Schlachtfeldern des 30 jährigen Krieges wird es nicht anders zugegangen sein. Sehr gut dargestellt sind auch die Reden im Parlament und die hocheloquenten Dialoge zwischen Cromwell und Charles I.

Als der König sich dem Willen des Parlaments nicht beugt und aufgrund von Verhandlungen, mit Schottland, Frankreich und Holland, die gegen sein Volk gerichtet sind, Hochverrat begeht, lässt Cromwell Charles hinrichten. Die Hinrichtungsszene wurde meisterhaft verfilmt. Sie nimmt analoge Szenen aus der Französischen Revolution im gewissen Sinne vorweg und verdeutlicht die Ignoranz anderer absolutistischer Herrscher, die die Zeichen der Zeit nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Mit der Hinrichtung des englischen Königs wird das Parlament oberster Souverän. Man trägt Cromwell die Königskrone an, doch dieser lehnt ab. Als " Lord Protector " allerdings setzt er sich sehr erfolgreich für die Interessen seines Landes ein...

Eine sehr guter Historienfilm, dargestellt von hervorragenden Schauspielern. Brillante Dialogen, sehr gute Kostüme , beeindruckende Szeneneinstellungen.

Empfehlenswert.


Rezension:Die Liebe in den Zeiten der Cholera (DVD)

Bei meiner heutigen Filmrezension "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" werde ich bewusst keinen Vergleich zum gleichnamigen Roman von Garcia Marquez herstellen, weil die Beurteilung des Films dann ungerecht ausfallen könnte.

Garcia Marquez ist der bedeutendste lateinamerikanische Schriftsteller, ein Meister der Poesie, ein Künstler des Wortes, der wie kein Zweiter das komplizierte Wesen der Liebe darzustellen vermag.

"Die Liebe in den Zeiten der Cholera" ist eine der schönsten Liebesgeschichten der Literatur.

Wie wird diese Geschichte im Film zelebriert?

Zu Beginn des Handlungsgeschehens sieht man den uralten Doktor Juvenal Urbino (Benjamin Bratt) von der Leiter fallen. Den Sturz überlebt er nicht. Seine Frau Fermina (Giovnanna Mezzogiorno), mit der über er 50 Jahre seines Lebens verbracht hatte, trauert um ihn, aber man spürt, dass ihre Trauer nichts Untröstliches hat. Die Leiche ist noch nicht begraben, da klopft bereits Florentino Ariza (Javier Bardem) an die Tür Ferminas.

51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage hat Florentino auf diesen Moment gewartet. Seit seinen Jugendtagen liebt er diese Frau unsterblich. Ihr schwor er einst ewige Liebe und er hat seinen Schwur gehalten. In seinem Herzen gab es immer nur Fermina , obschon er Sex mit Hunderten von Frauen hatte, wie sich aus dem Kontext des Films ergibt. Fermina ist empört von der Pietätlosigkeit Florentinos und weist ihm zunächst die Tür. Wenig später jedoch liest sie seine alten Briefe und so erschließt sich dem Zuschauer das Gestern der Protagonisten.

1879 lernen die beiden sich in Cartagena / Kolumbien kennen. Florentino arbeitet als Bote bei einem Telegrafenamt. Fermina ist die Tochter eines Emporkömmlings, der mit seinem hübschen Kind große Pläne hat. In diese Pläne passt der arme Florentino nicht. Die beiden jungen Menschen sind aber ineinander verliebt und möchten ihr zukünftiges Leben gemeinsam verbringen. Florentinos Vater durchkreuzt die Pläne, bringt seine Tochter aufs Land, von wo sie nach einem Jahr geläutert in die Stadt zurückkehrt, einer Stadt, die immer wieder vom Bürgerkrieg und von der Cholera heimgesucht wird.

Fermina gibt Florentino den Laufpass und heiratet der Arzt Juvenal Urbino. Dem Verliebten zerreißt es das Herz. Er wird depressiv und stirbt fast vor Liebeskummer. Seine Mutter ist die einzige, die sein Leid mit ihm trägt. Als der junge Mann sich wieder fasst, möchte er reich werden, um auf diese Weise bei seiner Angebeteten eine neue Chance zu erhalten. Er wird es tatsächlich und er wird zudem Frauenliebling, nach seiner Ansicht deshalb, weil die Frauen spüren, dass er von ihnen eigentlich nichts außer Sex haben möchte. Diese Tatsache scheint die Frauen herauszufordern.

Die beiden uralten Protagonisten kommen ganz langsam erneut aufeinander zu. Sie bemerken, dass ihre Herzen noch so jung sind, wie vor 50 Jahren. Der körperliche Alterungsprozess konnte ihrer Liebe nichts anhaben und so machen sie sich einander bis zum Ende ihrer Tage zum Geschenk...

Wunderbare Bilder einer exotischen Welt, poetische Dialoge und glanzvolle schauspielerische Leistungen. Javier Bardem spielt die Rolle des Florentinos überzeugend. Seine Augen strahlen genau die intensive Melancholie und Sehnsucht aus, die man von einem unglücklich Liebenden erwartet.

Ein toller Film. Sehr zu empfehlen.

Rezension:Paris je t'aime - Große Kinomomente (DVD)

21 Regisseure und 34 Schauspieler haben sich zusammengefunden, um durch diesen Film, der 18 kleine Episoden erzählt, ein Hohelied auf Paris, aber auch auf die Liebe zu singen.Die Geschichten, die in den unterschiedlichen Arrondissements von Paris spielen, haben nicht immer einen positiven Ausgang. Alles ist ganz so wie im wirklichen Leben.....

Den Regisseuren ist es gelungen ein subtiles Bild von der Stadt zu zeichnen. Man erhält Einblicke in unterschiedliche Wohngegenden, in Wohnungen, in Restaurants...., hauptsächliche aber in die Gefühlswelt von Menschen. Diese Menschen finden sich aus allen Teilen der Welt in der Stadt der Liebe zusammen. Beziehungen entstehen, werden gelebt und brechen auseinander.Die Art des sich Kennenlernens ist immer anders und nicht immer ist es ein Erkennen. Liebende, die sich gegenseitig nicht erlauben tief in das Herz des Anderen zu blicken, scheitern fast immer in ihren Liebesbeziehungen.

Eine Geschichte, die sich auf dem Friedhof Pére Lachaise zuträgt, hat mir besonders gut gefallen. Eine junge Frau entscheidet sich am Grab von Oscar Wilde ihren Verlobten, mit dem sich gerade in Paris aufhält, nicht zu heiraten. Dies teilt sie ihm, an Wildes Grabstein gelehnt, mit und erklärt ihm auch weshalb. Ihr Verlobter kann sie nicht zum Lachen bringen. Stets ist er ernst, ja geradezu sauertöpfisch. Sie mag ein solch freudloses Leben auf Dauer nicht haben, lässt ihn stehen und geht. Doch da erbarmt sich Wilde mit dem jungen Mann, materialisiert sich und spricht mit ihm. Der Verlassene nimmt Wildes wohlmeinende Ratschläge sofort an und setzt sie in die Tat um.

Da ich nicht zu viel verraten möchte, werde ich auf die anderen Episoden nicht eingehen. Die Botschaft in der Friedhofsepisode halte ich für sehr wichtig. Die Liebe zwischen zwei Menschen kann nur dann erblühen, wenn man auch miteinander lachen kann. Freudlosigkeit ist stets der Tod der Liebe.


Rezension:Der Vorleser (Einzel-DVD) (DVD)

Noch immer bin ich überrascht, dass mir die Verfilmung des Vorlesers - entgegen meiner Erwartung - neue Einsichten zu Schlinks Roman brachte. Sah ich bislang die Botschaft, dass selbst Analphabetismus kein hinreichender Entschuldigungsgrund für das verantwortungslose Handeln der KZ-Wärterin Hanna ist und die Thematisierung des preußischen Kadavergehorsams im Vordergrund, zeigt mir der Film eine ganz andere, vielleicht noch eine viel wichtigere Facette. Es ist nicht der Analphabetismus, sondern das daraus resultierende Minderwertigkeitsgefühl, das bei Hanna den Mangel an Nächstenliebe hervorruft. Diese Frau ist eine Getriebene ihres eklatanten Minderwertigkeitsgefühls.

Hanna (Kate Winslet) wird Wärterin im KZ, weil sie verbergen möchte, dass sie nicht lesen und schreiben kann. Sie war nicht bereit 300 Frauen und Kinder aus einer brennenden Kirche zu retten, weil sie kein Gefühl für diese Menschen zu entwickeln vermochte. Sie lässt zu, dass diese Menschen dort qualvoll sterben.
Hanna ist im Käfig ihrer von ihr selbst gefühlten Minderwertigkeit gefangen. Das ist meines Erachtens das eigentliche Dilemma.


Dieses massive Minderwertigkeitsgefühl bringt sie dazu nicht zu intervenieren als sie zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Sie entlastet andere KZ-Wärterinnen um den Preis, dass niemand erfährt, dass sie nicht lesen und schreiben kann. Der Film zeigt einfühlsam die Liebesgeschichte zwischen dem 15 jährigen Michael und der mehr als doppelt so alten Hanna und lotet sehr gut den Prozess aus, der Jahrzehnte später stattfindet. Ich möchte an dieser Stelle nicht die Filmhandlung wiedergeben, weil ich davon ausgehe, dass nahezu alle Käufer der DVD das Buch gelesen haben. Der Film weicht im Großen und Ganzen nicht von der Handlung im Buch ab.

Minderwertigkeitsgefühle sind immer der Auslöser für Machtphantasien und für den Wunsch diese auszuleben. Die Nichtbereitschaft sich mit den eigenen Schwächen auseinanderzusetzen, diese gelassen zu betrachten, um sie zu überwinden, kann stets zu viel Unheil führen. Hitler, Goebbels, Hanna und wie sie alle heißen wurden monströs durch ihre extremen Minderwertigkeitsgefühle. Es sind die eigenen, gefühlten Defizite, die Menschen unfähig machen andere Menschen wertzuschätzen und zu lieben. Nächstenliebe ist nur möglich, wenn man sich selbst akzeptiert und liebt. In psychologischen Büchern wird dies immer wieder zum Thema gemacht.

Die Schauspieler haben ihre Rollen perfekt gespielt, besonders Kate Winslet, die den psychischen Defekt Hannas sehr gut visualisiert hat.

PS: Nachdenkenswert finde ich auch die Gegebenheit, dass das Wissen, das Hanna über das Vorlesen und das Hören von Kasetten erhält, zu keinerlei Erkenntnisprozessen führt. Hanna mangelt es nicht an Intelligenz , das macht dieser Film ebenso deutlich wie das Buch. Offenbar ist die Kraft von Minderwertigkeitsgefühlen derartig stark, dass sie unfähig macht zu erkennen.