Dieser Film von Helma Sander-Brahms aus dem Jahre 1976, der mit der Goldenen Schale des Deutschen Filmpreises sowie dem Filmband in Gold für das "Beste Drehbuch" ausgezeichnet wurde, hat mich kürzlich veranlasst, eine Biographie über Heinrich von Kleist zu lesen. Im Gegensatz zu besagter Biographie beginnt der Film mit Kleists Lebensende. Von dort aus werden immer wieder Lebensrückblicke eingeblendet, die die enorme Todessehnsucht des Dichters begreifbar machen.
Deutlich gemacht wird, dass Kleist (Heinrich Giskes) ganz offensichtlich homosexuelle Neigungen hatte. Ob er diese in jungen Jahren mit seinem Jugendfreund Ernst von Pfuel auslebte, lässt der Film offen.
Auch zu seiner Schwester Wilhelmine, mit der er nach der Entlobung von der Generalstochter Wilhelmine von Zenge, die er mit seinen intellektuellen Briefen m.E. überfordert hat, nach Paris reist, unterhält er eine Beziehung, die inzestuöse Züge zu haben scheint.
Mit allen Menschen, die ihm nahe stehen, möchte Kleist sterben, aber nicht leben und findet schließlich in der krebskranke Henriette Vogel (Hannelore Hoger), die Frau, die mit ihm gerne in den Tod geht.
Vielleicht will Kleist mit den ihm nahestehenden Menschen sterben, weil die Gesellschaft ein Zusammenleben mit einem Mann, einer verheirateten Frau und einer Schwester für einen Mann, auch wenn er Heinrich von Kleist heißt, nicht billigt und ihm das Leben insofern öde erscheint.
Man erlebt Kleist als Leutnant der preußischen Garde. Er ist musisch begabt, dichtet und leidet, wenn junge Soldaten ausgepeitscht werden. Er schließt die Augen während der Geschehnisse.
Man erlebt den jungen Dichter auch über die Leichenfelder von Aspern ziehend, und dort die toten Soldaten zum Abschied küssend. Heinrich ist seit Aspern depressiv. Er beginnt ein Jurastudium, bricht es ab, dichtet, wird dabei von seiner Melancholie immer mehr aufgezehrt und macht seinem Leben ein Ende.
Wenn Kleist tatsächlich homosexuell war, wird er vermutlich darunter gelitten haben, seine Neigung nicht haben ausleben zu dürfen. Er sublimierte, indem er schrieb. Vielleicht brachte er sich der Einsamkeit halber um. Der Film legt diesen Schluss nahe.
Empfehlenswert.
Helga König
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