Die Verfilmung wesentlicher Momente aus dem Leben der Hildegard von Bingen (1098- 1179) seitens der Regisseurin Margarethe von Trotta habe ich mit großer Anteilnahme gesehen. Dies hängt damit zusammen, dass ich nicht nur eine Biographie über ihr Lebens gelesen habe, sondern mich auch mit Texten, die sie geschrieben hat, befasst habe und die Klöster besuchte, in denen sie einst lebte und wirkte. In meinen Augen war sie eine der faszinierendsten Frauen ihrer Zeit. Klugheit, Widerständigkeit, Durchsetzungsvermögen und ein starkes Selbstbewusstsein ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Das macht übrigens auch der Film deutlich.
Zu Beginn erlebt man das achtjährige Mädchen auf dem Weg in das Kloster Disibodenberg an der Nahe, wo für sie das Leben einer Nonne vorgezeichnet war. Jutta von Sponheim wird dort ihre Lehrmeisterin. Mit einem gleichaltrigen Mädchen, deren Namen ebenfalls Jutta ist, beginnt ihr klösterliches Leben als Benediktinerin.
Die junge Hildegard (Barbara Sukowa) beobachtet mit viel Skepsis das Flagellantentum in ihrer Zeit und muss beim Ableben ihrer Lehrerin Jutta feststellen, dass auch dies sich selbst bewusst körperlichen Schmerz zugefügt hat. Über Selbstbestrafung schreiben Psychologen heute dicke Bücher. Dabei wird aufgezeigt, dass durch den selbst zugefügten körperlichen Schmerz, der seelische Schmerz verringert werden soll.
Die Nonnen teilen sich das Kloster mit Benediktinern, mit denen Hildegard immer wieder in Konflikt gerät. Als sie zur Äbtissin wird, nachdem Jutta verstorben ist, bekennt sich offen zu ihren "Gesichten" und schreibt mit Erlaubnis des Papstes nach Fürsprache von Benedikt von Clairvaux, was sie als Mystikerin sieht. Sie wird offensichtlich der göttlichen Lichtes zuteil und verkündet das Gebot der Liebe. Ihre Kritiker bezichtigen sie der Geltungssucht.
Hildegard wirkt beinahe entrückt in ihrem Sendungsbewusstsein bis die junge Nonne Richardis in ihr Liebesgefühle erweckt, die es nicht einfach machen, ihren Besitzanspruch an das Mädchen aufzugeben. Im Film wird eine unterdrückte lesbische Beziehung angedeutet, ob diese der Wirklichkeit entsprach, sei dahingestellt.
Die Mystikerin setzt nach vielen Auseinandersetzungen mit dem Abt von Disibodenberg durch, mit ihren Nonnen den Ort an der Nahe zu verlassen und errichtet auf dem Rupertsberg bei Bingen ein eigenes Kloster. Von dort aus korrespondiert sie mit den Intellektuellen ihrer Zeit und trifft sich mit dem zukünftigen Kaiser Friedrich Barbarossa , mit dem sie im Film in dessen Pfalz in Ingelheim Schach spielt. Dies ist ein äußeres Zeichen der Anerkennung ihrer Person und ihrer Denkfähigkeit..
Der Film endet nicht mit ihrem Tod, sondern damit, dass sie sich, bereits betagt, doch immer noch zielbewusst, auf Vortragsreise begibt. Hildegard ist eine Intellektuelle und Männern wie dem Franzosen Abaelardus durchaus geistig ebenbürtig. Das ihr Ruf bis ins Heute nachwirkt und man sogar einen Film über ihr Leben gedreht hat, hängt weniger mit ihren Kräuterkenntnisse und ihren Visionen zusammen als mit der Tatsache, dass sie als Frau ihren eigenen Weg ging und damit Frauen bis zum heutigen Tag verdeutlicht, dass dort, wo eine Wille ist, sich auch Möglichkeiten eröffnen diesen durchzusetzen, wenn dieser Wille für eine gute Sache zweckdienlich ist.
Barbara Sukova hat die Rolle der Hildegard von Bingen nach meinem Dafürhalten vollkommen ausgefüllt.
Die Qualität der vorliegenden DVD ist deckungsgleich mit der Qualität der Verfilmung, die man heute in der ARD übermittelt bekam.
Empfehlenswert.
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