"Das Labyrinth der Wörter" ist ein zutiefst berührender Film des französischen Regisseurs Jean Becker. Der äußerst liebenswerte, dabei kugelrunde Tollpatsch Germain (Gérard Depardieu) lebt am Rande eines Provinzstädtchens in einem Wohnwagen. Dieser Wohnwagen steht im Garten des Hauses seiner tyrannischen Mutter, die ihren Sohn seit Kindesbeinen an abzulehnen scheint. Die Ursache für diese krasse Ablehnung, die in derben Beschimpfungen ihren Ausdruck findet, liegt wohl in dem Sachverhalt begründet, dass Germain ein ungewolltes Kind ist, ein Ergebnis der jährlich in Frankreich stattfindenden Feierlichkeiten anlässlich des 14. Juli. Seinen Vater hat Germain übrigens nie kennengelernt.
Germain hat keinen Beruf erlernen können, denn er hat die Hauptschule nicht abgeschlossen. Keiner hat sich um ihn gekümmert, allen war er ein Dorn im Auge. Dies wird in Einblendungen aus seiner Jugendzeit deutlich. Germain verkümmerte aber seelisch nicht, sondern er wird zu einem betont empathischen Menschen.
Zur Filmhandlungszeit lebt er von Verkauf der Produkte, die er im Garten seiner Mutter kenntnisreich anbaut und von Gelegenheitsjobs. Von seinen Freunden, mit denen er sich in der Bar trifft, wird er als Dummkopf milde belächelt. Doch Germain ist alles andere als dumm. Was ihm fehlt ist einzig Allgemeinwissen.
Dass Germain materiell einer Frau nichts zu bieten hat, macht seiner Freundin, einer jungen Busfahrerin nichts aus. Sie liebt ihn wegen seiner großen Herzensbildung, dem einzig wahren Grund, weshalb man einem Menschen zugeneigt sein sollte.
Auf einer Parkbank lernt Germain zufällig die passionierte Margueritte kennen. Sie ist schon recht betagt, lebt im Altersheim und ist auf materielle Zuwendungen ihrer Verwandtschaft angewiesen. Zwischen der hochgebildeten, sensiblen alten Dame und Germain entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Auch sie ist von seiner Herzenbildung berührt und führt Germain in die Welt der Bücher ein. Für beide Menschen bedeutet das zufällige Kennenlernen eine völlige Veränderung ihres Dasein. Für beide entpuppt sich der Zufall schließlich als eine positive Wende in ihrem Leben...
Die beiden Protagonisten spielen ihre Rollen vortrefflich. Gezeigt wird nicht zuletzt, wozu ein Mensch fähig ist, wenn man sich liebevoll mit ihm beschäftigt und was geschieht, wenn man ablehnend mit ihm umgeht. Gezeigt wird aber auch, was Freundschaft heißt und dass es eine Form von tiefer Liebe zwischen zwei Menschen geben kann, die man wohl als Wahlverwandtschaft bezeichnen muss und die weder Alter noch soziale Barrieren kennt. Es handelt sich dabei um Liebe auf einer höheren Ebene.
Die Bild- und Tonqualität sind bestens.
Ein Film, dessen Inhalt zu Tränen rührt.
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