Dieses Blog durchsuchen

Rezensionen:Die Halbstarken / Edition Deutscher Film (DVD)

Eine Filmhandlung nachzuerzählen, die bei Wikipedia exzellent wiedergegeben ist, halte ich für unergiebig. Ich habe diesen einst kultigen Schwarz-Weiß-Film aus dem Jahre 1956 am Samstag erstmals gesehen. Dabei ist mir Einiges aufgefallen, das mir klar gemacht hat, weshalb die Generation der Kriegskinder, die in frühen 1950ern Teenager waren, mir stets fremd geblieben sind. Diese Generation wurde einerseits noch sehr geprägt durch die Naziideologie, die ja im ersten Jahrzehnt nach 1945 noch immer durch die Köpfe vieler Deutscher waberte und andererseits durch die neuen Einflüsse aus Amerika, der dort gerade angesagten Musik, der für die damalige Verhältnisse lässigen Kleidung, der Autos und des neuen Gurus, der Geld hieß, dem man huldigte, weil man ihn brauchte, um sich die begehrten Dinge kaufen zu können. Die Eltern nämlich spielten nicht mit, wenn es um solche Wünsche der Teenager ging, sprich sich "Ami-Kram" zu kaufen.

Infrage gestellt wurde von diesen jungen Menschen wenig, die Revolte, die sich in Gangs wie jenen von Freddy Borchert (Horst Buchholz) darin zeigt, dass sie aufgrund krimineller Handlungen zu Geld kommen wollen, um sich von dem spießigen biederen Outfit der Vorgeneration abzugrenzen, zeigt, dass sie sich im Grunde nur wenig von diesen Hakenkreuzfahnenschwingern unterscheiden, die sich ja auch problemlos der Fleischtöpfe der Nachbarländer bemächtigt haben, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Auffallend an diesen Halbstarken der frühen 1950er Jahre ist ein extremer Mangel an Rechtsbewusstsein, wenn man dem Film Glauben schenken darf. Dieses neue Rechtsbewusstsein benötigte in der jungen Demokratie noch Jahre, bis es die Köpfe vieler Bürger wirklich erreicht hatte.

Die Frauen und jungen Mädchen im Film werden alles andere als gleichberechtigt behandelt, sondern als Objekte für Küchen- oder Liebesdienste betrachtet und sie lassen dies protestlos zu. Respekt vor Frauen gab es offenbar nicht. Nonne oder Hure. Basta. Das machen die Filmszenen eindeutig klar. Das Idol der Männer war die laszive Blondine. Zu dieser trimmten sich bereits sehr junge Mädchen, wie Sissi (Karin Baal), die angeblich für Geld schon als halbes Kind zu allem fähig waren. Männer werden scheinbar zu Erfüllungsgehilfen für die materielle Begehrlichkeiten von Frauen. "Ich habe es ja nur für Mama, meine Frau oder meine Geliebte getan!" Es lebe die Projektion. Die Frau der Sündenbock der 1950er Jahre.

Am Beispiel von Freddys Vater einem typischen Tyrannen aus jenen Jahren, wird klar gemacht, welcher Mangel an Empathie in den Familien herrschte. Die Prügeleien in der Gang Freddys zeigen, dass man friedfertigen Umgang miteinander noch nicht erlernt hat.

Keineswegs überrascht hat mich, dass die Darsteller im Film geradezu manisch rauchen. Auch im Hinblick auf die gesundheitlichen Schäden von Nikotin gab es keinerlei Bewusstsein.

Der Film ist eine wunderbare Studie über die frühen 1950er Jahre und insofern empfehlenswert.

 www.studiocanal.de
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können die DVD bestellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen