Während meines letzten Aufenthaltes an der Loire besuchte ich das Kloster Fontevraud. Dort sind die Leichname von Eleonore von Aquitanien und von ihrem Gatten Heinrich II bestattet, auch ihre Nachkommen Richard Löwenherz und Isabelle d` Angoulem haben hier ihre letzte Ruhe gefunden.
Auf der Grabstatue von Eleonore von Aquitanien ist die einstige Königin von Frankreich dann von England mit einem Buch abgebildet. Die bildschöne Aquitanierin war, wie man der Biographie von Regine Pernoud entnehmen kann, eine Intellektuelle.
Die beiden Hauptdarsteller des vorliegenden, mit 3 Oscars gekrönten Films sind König Henry II (Peter O`Toole) und seine Gemahlin Eleonore (Katherine Hepburn).
Die Filmhandlung spielt 1183 auf Schloss Chinon.
Schloss Chinon (Indre et Loire) war einst eine königliche Residenz Henry II.
Zum besseren Verständnis des Film einige Informationen zu den beiden Hauptdarstellern:
Eleonore von Aquitanien (1122- 1204) war die Erbtochter Wilhelm X des Herzogs von Aquitanien und ist als Königin der Troubadoure in die Geschichte eingegangen, nicht zuletzt, weil sie bereits am Hofe ihres Vaters den Minnegesang förderte und auch während ihrer glänzenden Hofhaltung als englische Königin die Troubardourpoesie Musik- und Kunstinteressierten weitervermittelte.
1137 wurde sie mit König Ludwig VII von Frankreich vermählt. Eleonore galt als sinnlich und graziös, ihr Ehemann als fromm und plump. Die schöne Eleonore ertrug das Leben mit dem "königlichen Schreiber" 15 Jahre lang. Während des zweiten Kreuzzuges, auf dem sie ihn begleitete, teilte sie in Antiochos ihren Entschluss mit, sich scheiden zu lassen. "Ich glaubte einen Mann zu heiraten und keinen Mönch."
Vom Orient betört (zweifelsohne auch von einem schönen Christen, ihrem Onkel Raimond von Poitiers und einem hübschen Mohammedaner, dem Höfling Saladin) dachte sie daran sich dort niederzulassen,
aber Ludwig VII war keineswegs gewillt auf diese Frau und deren Mitgift Aquitanien zu verzichten. Er entführte sie mit Gewalt aus Antiochos und fuhr mit ihr an die Ufer der Seine zurück. Es half nichts. Nachdem das Konzil von Beaugency bei den Eheleuten Blutsverwandtschaft sechsten Grades festgestellt hatte, annullierte es am Palmsonntag des Jahre 1152 die Ehe von Eleonore und Ludwig. Aquitanien ging an die einstige Besitzerin zurück.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich bereits in Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, Herzog der Normandie verliebt, heiratete ihn zwei Monate später und schenkte ihm Aquitanien.
Ab 1154 herrschten Heinrich II( 1154-1189) und Eleonore über England. Ihr Reich erstreckte sich von Schottland bis zu dem Pyrenäen.
Während ihr Mann in den nördlichen Marken Krieg führte, verwaltete Eleonore Aquitanien allein.
Zu jener Zeit lebte sie prunkvoll abwechselnd in Poitiers, Niort und Bordeaux, umgeben von hübschen Damen und galanten, redegewandten Herren. Sie beschützte die Troubadoure und Gelehrten, erfand "Kurse der Liebe" und reagierte flink bei geistvollen Spielen, verachtete darum aber keineswegs die Freuden des Körpers.
Sie war Künstlerin und Liebende und betrachtete sich als Beschützerin öffentlicher Belange. Die Herzogin Eleonore urteilte, erließ Gesetze unterstützte Kommunalbewegungen, es heißt sogar sie habe ein Gesetzbuch für die Seeschifffahrt verfasst.
Ihre mütterliche Leidenschaft wurde ihr zum Verhängnis.
Da sie den Aufstand ihrer Söhne Heinrich, Richard und Geoffroy gegen ihren Vater unterstütze, ließ Henry sie auf Schloss Salisbury gefangen setzen. Zum Zeitpunkt der Filmhandlung blickte sie bereits auf 10 Jahre Gefangenschaft zurück.....
Zu Anfang des Films werden zunächst die Söhne Richard, Geoffroy und John vorgestellt, der Erstgeborene Sohn Henry ist bereits verstorben.
Henry II. möchte, dass sein jüngster Sohn König wird, obschon dieser nicht die Fähigkeiten dazu besitzt. Er hinterlässt einen geradezu debilen Eindruck. Geoffroy ist intelligent, aber furchtbar intrigant. Richard (Antony Hopkins), der wohl Fähigste von allen, ist voller Hass auf seinen Vater. Alle drei Söhne möchten König werden, misstrauen einander und befeinden sich unterschwellig ständig, weil jeder den Ambitionen des anderen im Wege steht.
Henry hält anlässlich des Weihnachtsfestes auf Chinon Hof. Er befindet sich mit seiner jungen Geliebten Alais (sie ist die Schwester des französischen Königs Philipp II (Timothy Dalton) - Sohn des einstigen Gatten Eleonores aus zweiter Ehe) bereits vor Ort. Eleonore kommt wie jedes Jahr aus Salisbury angereist, bewacht von Henrys Soldaten.
Zwischen Henry und ihr findet ein zweistündiger verbaler Schlagaustausch statt, den ich auf diesem Niveau bislang nur in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf " kennen gelernt habe.
Gestritten wird um das Erbe, gezankt wird darum, wer König werden soll. Beide Elternteile haben unterschiedliche Favoriten...., doch es geht noch um mehr.
Es geht auch um verletzte Eitelkeiten und Eifersucht und um grenzenlosen Hass. Eleonore kann Henry nicht verzeihen, dass er sie mit anderen Frauen betrogen hat, obschon auch sie keine Heilige war. Auch Henry reagiert alles andere als unemotional wegen der einstigen Liebhaber Eleonores. Das Ehepaar galt einst als das Liebespaar Europas. Alle Biographen schreiben von der enormen erotischen Anziehung der beiden zueinander innerhalb der ersten Ehejahre.
Nun weiß man, dass aus wirklich leidenschaftlichen Liebesbeziehungen, wenn sie enden, keine Freundschaften werden können und so ist zwischen Eleonore und Henry nach ihrer Trennung ein Machtkampf ausgebrochen. Sie benutzen ihre Kinder, um diesen Kampf miteinander auszutragen. Ihre Kinder sind Mittel nur zu einem einzigen Zweck: sich gegenseitig weh zu tun. Alle drei Söhne haben extreme Persönlichkeitsdefizite, aufgrund ihrer lieblosen Erziehung, alle drei Söhne hassen ihre Eltern, die am liebsten ewig leben würden, wie die beiden bekunden. Sie missgönnen ihren Kindern das, was sie in ihrem Leben zuhauf genossen haben....
Die Kulissen des 1968 gedrehten "Der Löwe im Winter" sind ebenso hervorragend wie die Kostüme. Besser hätte man das Mittelalter nicht visualisieren können. Die Musik ist ein Ohrwurm und fügt sich sehr gut in das Gesamtkonzept.
Der Film von Antony Harvey basiert übrigens auf dem Theaterstück von James Goldmann und setzt hohe Konzentration voraus. Die Texte sind sehr niveauvoll, hintergründig und werden schnell gesprochen.
Im Kapitel "Damals" werden Bilder aus der Vergangenheit heraufbeschworen, die dem Zuschauer, der die Geschichte der beiden nicht kennt, Hintergrundinformationen liefern, um die Zusammenhänge besser zu begreifen.
Ich habe mir erlaubt diese Infos meiner Rezension voranzustellen, weil dadurch der Filmgenuss vergrößert wird.
Katharine Hepburn und Peter O `Toole spielen göttlich. Neben "Wer hat Angst vor Virginia Woolf " ist dies der beste Film, den ich bislang in meinem Leben gesehen habe.
Die Dialoge sind spitzzüngig, hochintelligent und dabei voller Esprit. Die beiden Ausnahme-Schauspieler Hepburn und O`Toole besitzen das Format, um die Texte auf den Punkt genau sprachlich und mimisch umzusetzen. Die Leinwand ist hier zur Theaterbühne geworden.
Die Ton- und Bildqualität sind bestens.
Sehr empfehlenswert.
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