Es ist nicht wesentlich, ob die unglückliche Liebesgeschichte, die in diesem Film gezeigt wird, mit den realen Ereignissen, die Johann Wolfgang von Goethe als Assessor in Wetzlar erlebte, übereinstimmt. Wer weiß schon, was sich zwischen der hübschen Lotte und Goethe wirklich abgespielt hat, bevor er seinen "Werther" verfasste, der dem jungen ungestümen Mann Weltruhm einbrachte und die Romanze mit Lotte dichterisch verbrämt für die Nachwelt festhielt?
Der junge Goethe wird im Film so gezeigt, wie ich ihn mir immer vorstelle, romantisch, charmant, sensibel, schüchtern und draufgängerisch zugleich sowie auf amüsante Art in die Liebe verliebt. Goethe litt immer an Sehnsucht und übertrieb stets ein wenig damit. Vielleicht litt er gerne daran, weil sie ihm die Chance eröffnete, seine Empfindungen in seine Gedichte einfließen lassen zu können. Es ist denkbar. Schmerz tut nur beim ersten Mal wirklich weh und Goethes Schmerz hieß Frederike. Als alter Mann sagte er, dass er nur diese Frau geliebt habe, nicht Lotte, nicht Charlotte, nicht Marianne, nicht Ulrike, nicht Christiane, nicht Käthchen und wie sie alle hießen.
Lotte ist also nicht seine erste Verliebtheit, wie wir wissen und wir benötigen nicht viel Fantasie uns vorzustellen, dass dieser Jüngling spielend die Herzen jünger Mädchen betören konnte. Er war gutaussehend, liebenswürdig und vermochte Worte bestens zu setzen. Alexander Fehling ist die Idealbesetzung für die Rolle, denn er strahlt das aus, was Goethe in jener Zeit ausmachte.
Lotte ist die Vernünftige in der Liebesgeschichte und folgt letztlich nicht ihrem Herzen. Ihr bleibt die Erinnerung an eine möglicherweise traumhafte Nacht, die prüde Deutschlehrerinnen den beiden gewiss 200 Jahre lang nicht zugebilligt haben und es möglicherweise heute immer noch nicht tun. Nach deren Vorstellung nämlich hat Goethe erst in Italien seine Unschuld verloren.
Ich war vor einigen Jahren in Wetzlar, in der noch heute Goethe spürbar ist, der junge Goethe, der dem Ruf seines Herzens folgte. Dieser Ruf hieß nicht Lotte, sondern hieß Poesie und dieser verschrieb er sich ein Leben lang. Die bodenständige Lotte wusste das. Das wird im Film sehr gut herausgearbeitet.
Ein sehr schöner Film übrigens, mit guter Kulisse, überzeugenden Kostümen und Texten, die sich der Sprache des Hier und Jetzt bedienen und insofern verdeutlichen, dass Sturm und Drang in allen jungen Generationen vorhanden sind und es Geschichten unglücklicher Verliebtheit erst dann nicht mehr geben wird, wenn die Welt aufgehört hat zu existieren.
Die Bild- und Tonqualität sind bestens.
Empfehlenswert.
Überall in Handel erhältlich.
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