Wenn zu dieser grauen Jahreszeit Ende November, Anfang Dezember mich eine gewisse Tristesse beschleichen will, wenn der Umsatz an psycho-aufhellenden Mittel wie Serotonin spürbar wächst, dann habe ich mein eigenes Hausmittel, um gegen das Einheitsgrau anzukämpfen.
Dann mache ich es mir auf meiner Ottomane in der Bibliothek bequem, öffne das Fernsehfach in der Bücherwand, ähnlich wie ein Doppeltürchen beim Adventskalender, und sorge dafür, dass keinerlei Störungen des hier und heute meinen emotionalen Tauchgang stören können.
Denn jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich wegzubeamen, jetzt die Zeit für Ridley Scotts wunderbaren Film "Ein gutes Jahr".
Der Ausgangspunkt der Handlung ist schnell erzählt: Knallharter Londoner Börsenmakler erbt das Weingut seines Onkels in der Provence, unweit von Gordes. Als Kind hat er dort regelmäßig seine Ferien verbracht, an einem Ort, der Freiheit und der Geborgenheit. Hier bekam er von seinem einzigen Verwandten, einem exzentrischen Engländer der "Upperclass", die Weisheiten beigebracht, die ein Mann niemals außer Acht lassen darf.
Das ist jedoch lange her.
Das Leben in London, die Gier nach Anerkennung und Profit, haben ihn in eine andere Welt katapultiert. Erst das notarielle Anschreiben ruft bei ihm partielle Erinnerungen wach, die ihn jedoch keineswegs bewegen, nicht sofort das provenzalische Anwesen zum höchst möglichen Preis zu verscherbeln.
Einen kurzen Tagestrip nach Südfrankreich ist das Einzige, was er bereit ist, zu investieren, um die Erbschaftsangelegenheit hinter sich zu bringen.
Es kommt jedoch wie es kommen muss, wenn man rückfällig wird, wenn die Droge wieder Besitz ergreift von der Person, die glaubt, viele Jahre der Abstinenz würden genügen, um nicht erneut der Sucht zu verfallen.
Und es ist eine Sucht, dieses überaus gesegnete Land mit seinen Hügeln und Tälern, mit seinem Licht, seinen Farben, seinen Gerüchen, seiner Vegetation, seinen Weinbergen, seinen Dörfern und nicht zuletzt, mit seinen Menschen und ihrer unnachahmlichen Lebensart.
Das Drehbuch basiert auf einem Roman von Peter Mayle. Dieses alleine ist schon ein Garant dafür, dass wir es mit einem hochemotionalen Film zu tun haben.
Wer die Bücher aus der Provence von Peter Mayle kennt, weiß, worauf er sich bei "Ein gutes Jahr" einlassen darf.
Das einmalige Ambiente der Landschaft um Gordes habe ich bereits erwähnt, ebenso die Story und seinen geistigen Vater. Jetzt gilt es die Verbeugung vor dem Regisseur Ridley Scott und den wunderbaren Schauspielern zu machen. Zu Scott nur so viel, er hat absolut ein Auge für die Besonderheiten von Land und Leuten, er schafft es fabelhaft, die einmalige Atmosphäre einzufangen.
Dazu gehört auch die Wahl seiner Schauspieler. Nicht nur das die Hauptrollen perfekt mit Russell Crowe und Marion Cotillard besetzt sind, er, der Machobanker aus London, sie die temperamentvolle Südfranzösin, selbstbewusst, aber auch sehr verletzlich, nein ebenso exzellent sind die weiteren Haupt- und Nebenrollen besetzt.
Alles in allem ein Fest der Sinne und der Gefühle.
Achtung, ich möchte Sie zum Schluss noch unbedingt vor den Nebenwirkungen warnen, denn nachdem Sie nach dem Wiederauftauchen in die Wirklichkeit einen unbedingten Drang verspüren, sofort die Koffer zu packen, sollten Sie sich vorher klar machen, dass das tatsächliche eigene Erleben noch viel schöner ist, als dieser Traum von Film.
Also vergeuden Sie keine Zeit, packen Sie die nächste Gelegenheit beim Schopf und gönnen Sie sich vielleicht nicht gleich "ein gutes Jahr", aber zumindest einige wundervolle Tage in der Provence.
Maximal empfehlenswert.
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