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Rezension:Der junge Törless - Zweitausendeins Edition Deutscher Film 1/1966 (DVD)

Regisseur dieses hervorragenden Schwarz-Weiß Filmes aus dem Jahre 1966 ist Volker Schlöndorff. Er ist einer der bedeutendsten und international erfolgreichsten Vertreter des deutschen Films. Schlöndorff soll literarische Vorlagen generell einem Drehbuch gleich als dramaturgisches Gerüst nutzen. Was den vorliegenden Film anbelangt, stimmt dies auf jeden Fall.

Man hat Gelegenheit der DVD- Hülle Näheres zum Leben und Schaffen der Regisseurs zu entnehmen, bevor man sich Volker Schlöndorffs kongeniale Robert-Musil-Adaption ansehen und auf sich wirken lassen kann.

Die Filmhandlung spielt in einem k.und k. Knabeninternat. Der Schüler Basini (Marian Seidowsky) hat Schulden bei einem seiner Mitschüler Reiting (Alfred Dietz) und wird von diesem daraufhin bedroht. Aus Angst vor den Konsequenzen begeht er einen Diebstahl, den Reiting ihm nachweist und ihn daraufhin erpresst, seelisch foltert und sexuell misshandelt. Mitwisser der Misshandlungen sind die Mitschüler Beineberg (Bernd Tischer) und der junge Törless (Mathieu Carrière), die aus unterschiedlichen Motiven das Geschehen nicht den Lehrern melden.

Thematisiert wird dazu nicht nur der Sadismus Reitings, sondern auch die Angst seines Opfers vor Lehrern und Eltern, der aus dieser Angst heraus es vorzieht, von seinem Mitschüler gepeinigt zu werden. Gezeigt wird die Gefühlskälte der Mitwisser Beineberg und Törless, die sich letztlich an der Pein weiden, sich aber vor sich selbst, intellektuell geschickt zu exkulpieren wissen. Beide sind nicht in der Lage dem Opfer zu helfen. Beide machen sich eindeutig zu Mittätern.

Als Basini sich in seiner ausweglosen Situation schließlich an seine Lehrer wenden möchte, wird er auf Betreiben Beinebergs und Reitlings seitens des Klassenverbandes gelyncht. Wie eine Meute reagiert, wenn man sie entsprechend manipuliert, wird in diesem Film sehr gut verdeutlicht. Wer schon ein wenig länger auf dieser Welt lebt, weiß, dass man die Masse immer zu allen Schandtaten bewegen kann und es dabei keine Frage ist, wie intelligent oder wohlerzogen die einzelnen Personen der Masse sind. Nur das Mitgefühl kann Menschen daran hindern, sich dem Treiben einer wildgewordenen Meute nicht anzuschließen. Bei Törless erwacht dieses Mitgefühl plötzlich und lässt ihn Abstand nehmen. Wenn auch nicht so, wie man erhofft...

Ein sehr nachdenklich stimmender Film, der die Abgründe der Menschen zeigt und mir einmal wieder verdeutlicht hat, dass weder eine so genannte gute Herkunft, noch überdurchschnittliche Intelligenz ein Gradmesser für positive Interaktionsbereitschaft ist, sondern einzig ein mitfühlendes Herz.

Mathieu Carrière bleibt in der Rolle des jungen  Törless unvergesslich.


Laufzeit: 84 Minuten. Sprache: Deutsch
Empfehlenswert.


Helga König

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