Eine liebe Mailfreundin hatte mir vor Monaten Marcel Pagnols Roman "Eine Kindheit in der Provence" wärmstens empfohlen, aber ich kam, eingedeckt mit allerlei Lesematerial, leider bislang noch nicht dazu dieses Buch zu lesen. Ein schwerer Fehler, wie ich dieser Tage feststellen musste, seit ich, dank der Rezension von :-) die beiden DVDs zum Film sah.
Die Filmhandlung spielt Ende des 19.Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Ich-Erzähler Marcel berichtet von seiner Kindheit, die für die Augen des Zuschauers filmisch in prächtigsten Farben präsentiert wird. Der Vater des Kindes ist Lehrer in der Provence, die Mutter, eine Schneiderin, gibt der Familie fürsorglichen Halt und zeigt sich als besonders liebevolle Gattin. Marcel, ein aufgeweckter Junge, kann bereits im Alter von 5 Jahren lesen und beobachtet neugierig seine Umgebung, die sich als positiv idyllisch darstellt.
Marcels Vater steigt recht bald zum Hauptlehrer an einer Volksschule in Marseille auf und ist bemüht seinen Sohn schulisch so zu fördern, damit dieser das Gymnasium besuchen kann, um später studieren zu können. Gleichzeitig aber hat der Vater Angst seinen Sohn zu verlieren, wenn dieser sich intellektuell weiterentwickelt. Da er ein guter Vater ist, neidet er dem Sohn den zukünftigen Aufstieg nicht, sondern tut alles für dessen Förderung. Auch zu den beiden Kindern, die im Anschluss geboren werden, verhalten sich die Eltern sehr sensibel, umsorgend und vollkommen uneigennützig.
Durch den Besoldungsaufstieg ist es möglich, dass die Familie gemeinsam mit der Familie der Tante Marcels ihre Sommerferien in einem Haus in der Provence verbringen können. Marcel ist zu diesem Zeitpunkt 11 Jahre alt. Vater und Onkel gehen dort auf die Jagd, die Frauen betreuen die Kinder und für alle erschließt sich die wundervolle Landschaft der Provence. Das Licht und die Farben, die sonnendurchfluteten Hügel, die Kanäle, die alten Dörfer und die schönen Landsitze als auch märchenhaften Schlösser.... Man kann sich an den wundervollen Bildern nicht satt sehen.
Die gemeinsamen Mahlzeiten der Familien vor dem Haus sind voller Harmonie und diese Grundstimmung zieht sich wohltuend durch den ganzen Film. Gezeigt wird die Freundschaft Marcels zu einem etwa gleichaltrigen Bauernjungen, wie auch zu einem Mädchen, in das er sich zunächst auf kindliche Art verliebt. Auf allem, was geschieht, liegt ein Zauber, der offenbar vom Licht der Provence ausgelöst wird. Die Familie ist so begeistert von dem Leben auf dem Lande, dass sie in der Folge auch die Wochenenden dort verbringen. Noch ist der 1. Weltkrieg in weiter Ferne und man genießt das gemeinsam Glück der Idylle, das sich tief ins Gedächtnis Marcels eingraben wird....
Der Film ist ein einziger Genuss. Er hat geradezu therapeutische Wirkung. An Tagen, an denen man sich etwas niedergeschlagen fühlt, wirkt dieser Streifen vortrefflich als Stimmungsaufheller. Ärzte sollten ihn depressiven Patienten verschreiben dürfen. Er ist Balsam für die Seele!
Die schauspielerische Leistung der Darsteller ist bestens, auch an der Ton- und Bildqualität gibt es nichts zu beanstanden.
Empfehlenswert.
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