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Rezension:Ein gutes Jahr (DVD)

2004 habe ich das Buch zum vorliegenden Film rezensiert, den ich bereits im Dezember 2006 im Kino sah und nun als DVD besitze. Der Film schlägt Mayles Buch um Längen. Ich möchte kurz erklären weshalb das so ist und stelle deshalb den Rezensionstext zum Buch vor die heutige Rezension zum Film. Wer bei sommerlicher Hitze - selbst nach dem Genuss einer wohltemperierten Flasche Rose - nicht schlafen kann, ist gut beraten sich Peter Mayles neuen Besteller "Ein guter Jahrgang" als Lektüre vorzunehmen, um auf diese Weise an dessen Lavendel-Träumen Anteil haben zu können.

Max Skinner, ein junger Engländer erbt von seinem Onkel ein Weingut in der Provence. Um die notwendigen juristischen Erbformalitäten zu erledigen, reist Max nach Frankreich. Dort erwarten ihn schöne Frauen, guter Wein, vorzügliche Speisen und eine Menge Turbulenzen... Der Autor bringt dem Leser in diesem Buch in erster Linie südfranzösische Lebensart nahe. Er zeichnet das Bild pittoresker, kleiner Orte und beschreibt farbenfroh, womit sich deren Bewohner dort beschäftigen. Außerdem nutzt Mayle die Gelegenheit den Leser durch ein kurzweiliges Weinseminar bei Laune zu halten. Über Bodenbeschaffenheit, Reduktion, Ernte und Verarbeitung der Trauben im Keller, wie auch über den notwendigen Reifeprozess erfährt man ebenso Interessantes, wie über teilweise abenteuerliche Vermarktungsmethoden und die Preisgestaltung des Rebensaftes.
Als Weinkenner übt der Autor Kritik an den so genannten "Garagenweinen", in welchen er in erster Linie Prestigeobjekte für Neureiche wittert. Auch ist er skeptisch gegenüber der Verbalakrobatik, die selbsternannte Connaisseure bei Degustationen in jüngster Zeit an den Tag legen. Wertet man die Fülle von Klischees und übertrieben blumig ausgefallenen Wortschöpfungen als verzeihlichen Erzähl-Überschwang eines überaus frankophilen Autoren, so kann man im Ergebnis festhalten, einen federleichten, gleichwohl amüsanten Roman gelesen zu haben, der einen - mit sehr viel Raffinesse - dazu verführt, die eigenen Lavendel-Träume so schnell als möglich in die Tat umzusetzen...!

Der Reiz des Films besteht in der Visualisierung von ungebremster Lebensfreude. Das lässt sich textlich nur bedingt darstellen. Selbst der frankophile Mayle schafft dies bei allem Erzählüberschwang nur zum Teil und hinterläßt dabei den Eindruck des Überzeichnens, weil man seiner Euphorie nicht völlig glauben mag. Das ist allerdings ein großer Fehler. Er hat ja so Recht!

Die Franzosen und Französinnen im Film sind alle zum Verlieben charmant. Kein Wunder also, dass sich der coole Banker Mac Skinner (Russel Crowe) in eine bildschöne Provencalin (Marion Cotillard) unsterblich verliebt und sein Leben völlig verändert.... Die vielen pittroseken Bilder von der Provence versetzen den Zuschauer in einen Rausch der Sinne. Marc Streitfelds Filmmusik mit Anklängen an die Musik der 30er Jahre tut das Übrige. Im Grunde wird die hübsche Filmhandlung völlig nebensächlich. Man taucht in eine hinreissende Bilderflut ein und lässt sich wegtragen in eine der schönsten Gegenden Europas. Man riecht die Speisen, die im Film aufgetischt werden, nimmt die Kräuter der Provence und das feine Knoblaucharoma wahr und glaubt einen guten Wein auf der Zunge zu haben: einen Bandol, einen einfachen Cote de Provence oder etwas Drittes. Man spürt die Sonne und sieht die herrliche Landschaft. Das macht glücklich. Ich versichere es Ihnen!


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