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Rezension: Picasso

Er schenkte den Menschen sein Werk. Genügt das nicht ?

Der vorliegende Film befasst sich mit dem Künstler Pablo Picasso (1881-1973) aus der Sicht seiner langjährigen Lebensgefährtin Francoise Gilot, mit der er zwei Kinder hatte und zwar Claude, geboren 1947 und Paloma, geboren 1949.

Francoise (Natascha McElhone) lernt Picasso (Antony Hopkins) kennen als sie eine junge Studentin war. Sie ist Tochter aus so genannt gutem Hause. Ihr Vater und ihre Großmutter sind entsetzt über die Beziehung zu dem vierzig Jahre älteren Mann, der wegen seiner vielen Frauenaffären berüchtigt ist.

Picasso wirkt sehr kraftvoll, agil und lebenshungrig, trotz seines fortgeschrittenen Alters und umgarnt die junge Frau mit viel Raffinesse.

Sie zieht zu ihm in die Wohnung, wird seine Geliebte und nimmt an seinem künstlerischen Leben teil. Man sieht wie Gemälde, Skulpturen und Keramik-Gegenstände entstehen. Man erlebt beide bei dem Maler Matisse und erhält eine Idee von der künstlerischen Wandlungsfähigkeit Picassos.

Frauen inspirierten ihn und sollen seinen Malstil immer wieder aufs Neue beeinflusst haben, sofern er in sie verliebt war und sie zu seinen Geliebten wurde.

Francoise berichtet von seinen Vorfrauen: von Olga , einer russischen Tänzerin, die er 1918 heiratete und mit der er ein Kind hatte, von seinen Geliebten Marie und Dora, die sich um ihn schlugen, während er das Kunstwerk "Guernica " schuf.

Bei solchen Rückblenden lernt man Picasso als einen sehr selbstbezogenen Menschen kennen, der Freude daran findet, seine Frauen zu demütigen.

Er scheint seine gesamte Sensitivität in seine Werke eingebracht zu haben, so dass er in der Interaktion mit seinen Mitmenschen geradezu monströs erscheint, weil er auf niemand Rücksicht nimmt. Er sah seine Gegenüber nicht als eigenständige Menschen, sondern nur in Bezug auf seine Bedürfnisse.

Picasso schenkte den Menschen seine Kunst, mehr konnte offenbar von ihm nicht erwartet werden.

Sehr geizig scheint er gewesen zu sein, wenn man dem Film Glauben schenken darf.

Er gab Francois, die Mutter zweier seiner Kinder war, kein Geld für den Unterhalt, obschon er Millionen besaß und war zudem zu seinen Bediensteten knauserig, seelenlos und herrschsüchtig. Er scheint wenig über sich nachgedacht zu haben, vielleicht weil er zu sehr mit seiner Kunst befasst war. Ihn deshalb an den Pranger zu stellen, wäre meines Erachtens allerdings nicht richtig. Auf der einen Seite herrschte Überfluss im künstlerischen Können, andererseits offenbar Mangel an Empathie. Kein Mensch ist vollkommen.

Francois trennt sich nach einigen Jahren des Zusammenlebens von Picasso, während er bereits eine neue Beziehung mit einer Keramikverkäuferin unterhält. Sie verurteilt ihn nicht, sondern zieht Konsequenzen für sich und ihre Kinder. Eine bemerkenswerte Frau.

Ich habe vor Jahren einen mehrseitigen Bericht über die Persönlichkeitsdefizite Picassos im Spiegel gelesen, die sich besonders im Umgang mit Frauen offenbarten. Von daher verblüffte mich die Darstellung seiner Person im Film nicht. Sie war sogar harmlos im Verhältnis zu dem, was der Spiegel zum Besten gab.

Für Picassos Werk sind seine Persönlichkeitsdefizite unerheblich. Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Keine der Damen wurde gezwungen Zeit mit dem Künstler zu verbringen. Es geschah freiwillig.

Ein Künstler, wie Picasso konnte unmöglich ein bürgerliches Leben führen. Für Menschen seines Könnens gelten andere Maßstäbe, die letztlich die Voraussetzung dafür sind, dass große Kunst entstehen kann.

Ein interessanter Film. Sir Anthony Hopkins füllt die Rolle Picassos beeindruckend aus. Eine Glanzleistung!

Empfehlenswert.

Im Fachhandel erhältlich

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