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Rezension: Oscar Wilde

Dieser hervorragende Film erzählt einen Teil des Lebens des englischen Erzählers und Dramatikers Oscar Wilde, der am 16.10.1854 in Dublin geboren wurde und am 30.11.1900 in Paris verstarb. Der Rückseite der DVD ist zu entnehmen, dass es sich bei "Oscar Wilde" um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Richard Ellmann handelt. Dieser Roman ist mir nicht bekannt. Ich kenne von diesem Autor nur die Biographie über Oscar Wilde. Diese ist sehr gut geschrieben. Passagen aus der Biographie scheinen auf jeden Fall auch in den Film eingeflossen zu sein.

Im Film, in dem der begnadete Schauspieler Stephen Fry die Hauptrolle überzeugend spielt, wird auf Wildes Kindheit, Jugend und Studienzeit in Oxford nicht eingegangen. Die Handlung beginnt erst in den Jahren 1881/82. Wilde befindet sich auf dem Höhepunkt seines Ruhmes auf einer Vortragsreise in Amerika. Selbst einfache Menschen mögen ihn dort, nicht zuletzt wegen seines unwiderstehlichen Charmes und seiner melancholischen Augen. Sein brillanter Verstand und seine imposante Erscheinung werden von Fry schauspielerisch so vortrefflich transportiert, dass man meint der wirkliche Oscar Wilde würde auf der Leinwand sichtbar.

Die eigentliche Filmhandlung beginnt als er nach England zurückgekehrt ist. Schon jetzt ist er durch seine extravaganten Auftritte und seine Lebensführung in aller Munde. Seine Mutter, Lady Wilde (gespielt von Vanessa Redgrave) ist begeistert von ihrem Sohn. Er entschließt sich zu heiraten und ehelicht die schöne Constanze (Jennifer Ehle), die er schätzt, weil sie gut zuhört und sein treuestes Publikum darstellt.

Durch einen Dauergast in seinem Hause wird er zu homosexuellen Handlungen verführt, wodurch er seine sexuelle Bestimmung erkennt, die fortan seinen weiteren Lebensweg nachhaltig beeinflussen wird. Während Constanze sich zuhause um ihre beiden Kinder kümmert, geht Wilde seinen körperlichen Neigungen nach. Eine Schar junger, homophiler Männer beginnt sich alsbald um ihn zu tummeln. Wilde sieht sich in der Tradition der alten Griechen und frönt, frei von moralischen Vorbehalten, seiner Lust.

Um seine Kinder kümmert er sich liebevoll. Die Szenen mit diesen sind sehr berührend. Zu seiner Gattin ist er sehr charmant. Man lernt Wilde im Film als einen liebenswerten Vater kennen, der seinen Buben Märchen erzählt. Die Jungs vergöttern ihn. Er ist nachsichtig, verständnisvoll und voller Güte. Constanze hat seine Hochachtung. Er liebt sie auf seine Art und verschont sie mit Berichten von seinem anderen Leben, das die viktorianische Gesellschaft natürlich nicht anerkennen möchte.

Erfolg hat er gerade mit seiner "Salome" als er seine große Liebe Lord Alfred Douglas (Jude Law) kennen lernt. Für ihn ist er bereit sich zu ruinieren. Wilde beginnt seine Arbeit zu vernachlässigen und immer mehr Geld in Lord Alfred zu investieren, den er reich beschenkt. Alfreds Vater der Marquis von Queenbury möchte die Liaison unterbinden.

Lord Alfred veranlasst Wilde einen Prozess gegen den Marquis zu führen, der Wilde schließlich zum Verhängnis wird. Zwei Jahre Zuchthaus mit Zwangsarbeit brechen die Gesundheit und den Lebenswillen des großen Schriftstellers, der verarmt und gedemütigt im Alter von sechsundvierzig Jahren in Paris verstirbt.
Der Film macht deutlich, dass Lord Alfred die Liebe Wildes nach herkömmlichen Vorstellungen nicht verdient hat, denn Wilde liebte im Gegensatz zu Lord Alfred mit seiner ganzen Seele. Alfred ist zu einer solchen Liebe nicht fähig. Er ist kalt.

Immer wieder wird im Film auf einzelne Werke Wildes hingewiesen, auch gezeigt wie sie aufgeführt und von Wilde kommentiert werden. Das Publikum applaudiert ihm und schätzt ihn sehr. Lord Alfred interessiert sich nicht für die intellektuelle Seite Wildes. Er ist ein Mensch, der nur sich selbst sieht. Wilde wusste dies, aber er wusste auch: "Nicht die Vollkommenen, sondern die Unvollkommenen brauchen unsere Liebe."

Ein beeindruckender Film mit schönen Bildern und brillanten Bonmots des blitzgescheiten Dichters, dem seine Fähigkeiten, wie keinem Zweiten geneidet wurden.

Empfehlenswert!

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