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Rezension: Das Meer in mir - Große Kinomomente (DVD)

Mitunter scheint noch nicht einmal liebevolle Hinwendung, dem Gegenüber Lebensmut zu schenken. Was dann?


Ramón (Javier Bardem) kann sich seit 28 Jahren nicht mehr bewegen. Man lernt ihn gleich zu Beginn des Films als einen ganz ungemein positiven, nachdenklichen Menschen kennen, einen Menschen, den man sofort ins Herz schließt.

Ramón hat sich als junger, bildschöner Mann das Genick gebrochen bei einem Sprung in das von ihm geliebte Meer. Seither ist er gelähmt, nutzt selten einen Rollstuhl, sondern liegt stattdessen im Bett. Er hat einerseits sein Schicksal angenommen, möchte ihm andererseits aber ein Ende setzen. Er will sich nichts vormachen, sondern dem, was ist, ungeschönt ins Auge schauen.

Betreut wird er von der Frau seines Bruders. Alle Familienmitglieder kümmern sich rührend um ihn. Keiner gibt ihm das Gefühl, dass er zu Last fällt. Alle lieben Ramón und können nicht verstehen, dass er sterben möchte. Sein Wunsch kränkt sie, weil in ihnen das Gefühl aufkommt, nicht genug für ihn getan zu haben. Dies scheint Ramón, nicht sehen zu wollen. Er empfindet seinen Zustand würdelos und möchte ihm ein Ende setzen. Dazu benötigt er die Hilfe Dritter.

Eine Sterbehilfeorganisation nimmt sich seines Falles an. Eine gehbehinderte Anwältin möchte ihm helfen. Sie versucht es auf gerichtlichem Wege. Schließlich verliebt sie sich in ihn, nicht zuletzt als sie sein Fühlen und Denken aufgrund seiner Gedichte näher kennen lernt. Sie ist diejenige, die seine Poesie veröffentlichen lässt. Zum gemeinsamen Selbstmord, den sie planen, kommt es jedoch nicht...

Ramón ist der Ansicht, dass ein Mensch, der ihn wirklich liebt, ihm zum Tode verhelfen wird und letztlich findet er eine Frau, die bereit ist, für ihn aktiv zu werden. Er drängt sie nicht zu dem Entschluss, sondern der Entschluss reift in der Liebenden, die sein Wohl über ihr eigenes stellt...

"Das Meer in mir" wirft Fragen auf, die ich nicht in der Lage bin, zu beantworten. Was ist einem Kranken zumutbar? Sollte man ihm das Recht einräumen, sterben zu dürfen, wenn er es möchte? Was ist mit der moralischen Schuld, die derjenige auf sich lädt, der beim Sterben hilft? Tötet man nicht auch, wenn man beim Sterben hilft? Hat man in diesem Falle das Recht zu töten? Meine Fragen sind nicht juristisch, sondern ethisch gemeint.

Im Film wird dem Kranken unendlich viel Liebe und Zuneigung zuteil. Dennoch möchte Ramón sterben, weil er seine Bewegungslosigkeit nicht ertragen kann. Ich verstehe den Kummer, habe jedoch keine Idee, wie man einem solchen Menschen Lebensmut schenken kann, wenn Liebe schon nicht hilft, auch eine Aufgabe, wie im Fall des Films, Gedichte zu veröffentlichen, nicht zu einem Ja zum Leben beiträgt. Der Film lässt mich ratlos zurück.

Javier Bardem spielt die Rolle beeindruckend. Der Film ist an keiner Stelle trivial. Die Dialoge regen zum Nachdenken an. Vielleicht kennen Psychologen Strategien, wie man einem solch lebensmüden Menschen helfen kann, sich nicht mehr den Tod zu wünschen.

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