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Rezension:Ludwig II. (DVD)

Der vorliegende Film von Luchino Visconti befasst sich mit dem Leben des Bayernkönigs Ludwig II (1845-1886). Er thematisiert seine Beziehung zu Kaiserin Elisabeth von Österreich (Romy Schneider) und verzichtet erfreulicherweise bei der Darstellung besagter "Sissi" auf die Kitschfacetten, der nach ihr benannten Filme aus den 50er Jahren. Stattdessen zeigt Visconti die Frau so, wie man sie aus Geschichtsbüchern kennt.
Zwischen ihr und Ludwig bestand eine Art Seelenverwandtschaft. Das Ausloten dieser Nähe durchzieht weite Strecken des Films. Ausgiebig wird Ludwigs mentale Abhängigkeit zu Richard Wagner (Trevor Howard) dargestellt, dessen Mäzen er war, den er wie einen Halbgott verehrte und in dessen Traumwelten er sich flüchtete. Der Film ist zum großen Teil mit Wagners Musik untermalt.


Ludwig II war schön, wie Gemälde dokumentieren. Helmut Berger ist insofern eine sehr gute Besetzung für die Rolle. Gezeigt werden Ludwigs hohe Sensibilität aber auch seine Exzentrik, seine innere Zerrissenheit, seine mentale Schwäche und seine Unfähigkeit sein Land vernünftig zu regieren. Ludwig II galt schon zu Lebzeiten als Märchenkönig, der primär in seinen Traumwelten lebte. Sein Volk liebte ihn offenbar trotz seiner Verschwendungssucht. Das Volk liebte den Mythos, scheint diesen Mythos immer noch zu lieben, wenn man den Gesprächen der "Touris" während der Besichtungen seiner Schlösser aufmerksam zuhört.


Der Errichtung der Schlösser Linderhof, Chiemsee und Neuschwanstein ist ein großes Thema im Film. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder auf den Zwist mit der Regierung hingewiesen, die der Verschwendung von Staatsgeldern Einhalt gebieten wollte. Als Bayern in das Deutsche Reich eintritt, fließen schließlich Gelder aus Preußen, die es Ludwig ermöglichen den Bau seiner kostspieligen Schlösser voranzutreiben. Ludwigs Minister sind von seinen Projekten alles andere als begeistert und wenden sich gegen ihn.


Die geplante Ehe mit Sophie von Bayern (sie ist eine Schwester Sissis) kommt nicht zustande. Ludwig ist homosexuell und weigert sich ein Doppelleben zu führen. Mit seinen Dienern, die offenbar auch als seine Liebhaber fungierten, zieht er sich nach Linderhof zurück. Visconti visualisiert auch Männerabende der besonderen Art und die Ergebenheit der Diener. Zum Ende seines Lebens verfällt Ludwig in geistige Umnachtung und wird nach Schloss Berg an den Starnberger See gebracht. Dort findet er gemeinsam mit seinem Psychiater J.B.A. Gudden den Tod im See. Diese wie viele andere Szenen des Films sind betont surreal dargestellt.


Bergers Maskenbildner hat den optischen Verfall des Königs plastisch sehr gut visualisiert. Berger mimt die Stadien der Verwirrung überzeugend. Die sehr schöne Außenaufnahmen, auch die nächtlichen Kutschfahrten und die prachtvollen Bilder der Innenausstattung der Königsschlösser verdeutlichen die Traumwelten Ludwigs, eines Menschen, der das Schöne um jeden Preis liebte und darüber die Welt vergaß. Ein großes Kind mit bunten Träumen.

Die Dialoge sind sehr subtil. Berger, aber auch Schauspieler wie Gerd Fröbe, Helmut Griem, Trevor Howard und natürlich Romy Schneider spielen ihre Rollen überzeugend. Ich verfüge seit einigen Jahren über diese DVD. Die Bild- und Tonqualität sind bestens.
Empfehlenswert.

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