Bei meiner heutigen Filmrezension "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" werde ich bewusst keinen Vergleich zum gleichnamigen Roman von Garcia Marquez herstellen, weil die Beurteilung des Films dann ungerecht ausfallen könnte.
Garcia Marquez ist der bedeutendste lateinamerikanische Schriftsteller, ein Meister der Poesie, ein Künstler des Wortes, der wie kein Zweiter das komplizierte Wesen der Liebe darzustellen vermag.
"Die Liebe in den Zeiten der Cholera" ist eine der schönsten Liebesgeschichten der Literatur.
Wie wird diese Geschichte im Film zelebriert?
Zu Beginn des Handlungsgeschehens sieht man den uralten Doktor Juvenal Urbino (Benjamin Bratt) von der Leiter fallen. Den Sturz überlebt er nicht. Seine Frau Fermina (Giovnanna Mezzogiorno), mit der über er 50 Jahre seines Lebens verbracht hatte, trauert um ihn, aber man spürt, dass ihre Trauer nichts Untröstliches hat. Die Leiche ist noch nicht begraben, da klopft bereits Florentino Ariza (Javier Bardem) an die Tür Ferminas.
51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage hat Florentino auf diesen Moment gewartet. Seit seinen Jugendtagen liebt er diese Frau unsterblich. Ihr schwor er einst ewige Liebe und er hat seinen Schwur gehalten. In seinem Herzen gab es immer nur Fermina , obschon er Sex mit Hunderten von Frauen hatte, wie sich aus dem Kontext des Films ergibt. Fermina ist empört von der Pietätlosigkeit Florentinos und weist ihm zunächst die Tür. Wenig später jedoch liest sie seine alten Briefe und so erschließt sich dem Zuschauer das Gestern der Protagonisten.
1879 lernen die beiden sich in Cartagena / Kolumbien kennen. Florentino arbeitet als Bote bei einem Telegrafenamt. Fermina ist die Tochter eines Emporkömmlings, der mit seinem hübschen Kind große Pläne hat. In diese Pläne passt der arme Florentino nicht. Die beiden jungen Menschen sind aber ineinander verliebt und möchten ihr zukünftiges Leben gemeinsam verbringen. Florentinos Vater durchkreuzt die Pläne, bringt seine Tochter aufs Land, von wo sie nach einem Jahr geläutert in die Stadt zurückkehrt, einer Stadt, die immer wieder vom Bürgerkrieg und von der Cholera heimgesucht wird.
Fermina gibt Florentino den Laufpass und heiratet der Arzt Juvenal Urbino. Dem Verliebten zerreißt es das Herz. Er wird depressiv und stirbt fast vor Liebeskummer. Seine Mutter ist die einzige, die sein Leid mit ihm trägt. Als der junge Mann sich wieder fasst, möchte er reich werden, um auf diese Weise bei seiner Angebeteten eine neue Chance zu erhalten. Er wird es tatsächlich und er wird zudem Frauenliebling, nach seiner Ansicht deshalb, weil die Frauen spüren, dass er von ihnen eigentlich nichts außer Sex haben möchte. Diese Tatsache scheint die Frauen herauszufordern.
Die beiden uralten Protagonisten kommen ganz langsam erneut aufeinander zu. Sie bemerken, dass ihre Herzen noch so jung sind, wie vor 50 Jahren. Der körperliche Alterungsprozess konnte ihrer Liebe nichts anhaben und so machen sie sich einander bis zum Ende ihrer Tage zum Geschenk...
Wunderbare Bilder einer exotischen Welt, poetische Dialoge und glanzvolle schauspielerische Leistungen. Javier Bardem spielt die Rolle des Florentinos überzeugend. Seine Augen strahlen genau die intensive Melancholie und Sehnsucht aus, die man von einem unglücklich Liebenden erwartet.
Ein toller Film. Sehr zu empfehlen.
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